Erschlagene Bürgermeisterin in Wald gefunden! Wie eine Ameise den Täter überführte
Beienrode - Dieser Kriminalfall sollte in die Geschichtsbücher eingehen! Im Sommer 1997 wurde die Leiche einer Bürgermeisterin nahe Braunschweig gefunden. Ihr Ehemann machte sich schnell verdächtig, doch lange Zeit gab es keine Beweise. Bis eine winzig kleine Ameise den Täter überführte.
Es war der 28. Juli 1997. Ulrich Reitmann war mit seinen Hunden in einem Waldstück bei Hötzum nahe Braunschweig unterwegs. Gegen 19 Uhr fand der Jäger dort die Leiche einer Frau mit völlig entstelltem Gesicht zwischen hohen Brennnesseln.
"Ich hab erst gedacht, da liegt ein Penner", so Reitmann in der MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur". "Ich hab mir das nicht lang angeguckt, das war kein schöner Anblick."
Auch Hubert Lässig, Kriminaltechniker in Rente, erinnert sich an die schreckliche Auffindesituation am Waldrand: Die Frau habe auf dem Rücken gelegen, "das Gesicht war total zermatscht" und der Körper war voller Ameisen gewesen.
Die schlimmen Kopfverletzungen bestätigt auch Rechtsmediziner Klaus-Steffen Saternus. Es habe einen "Schädelniederbruch" gegeben, alle Strukturen waren zusammengedrückt.
Schnell stellt sich heraus: Bei der Toten handelt es sich um Veronika Geyer-Iwand (†53), die drei Tage zuvor als vermisst gemeldet wurde.
Sie war Ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin von Beinrode, einem Dorf zwischen Braunschweig und Magdeburg, wo sie mit ihrem Mann Klaus (56), dem Dorfpastor, und den vier Kindern auf einem alten Rittergut lebte.
Bürgermeisterin Veronika Geyer-Iwand aus Beienrode getötet: Ihr Mann ist sofort verdächtig!
Routinemäßig werden bei Tötungsdelikten als Erstes die familiären Umstände geklärt. Durch die Brutalität, die einem "Übertöten" nahe kommt, könnte ein ihr Bekannter der Täter sein.
Verdächtig macht sich schon zu Beginn ihr Mann. Nur etwa eine Stunde, nachdem Geyer-Iwand nicht wie verabredet erschienen sei, meldete der 56-Jährige seine Frau am 25. Juli 1997 schon als vermisst. Ein bisschen sehr voreilig, oder?
Über Nacht erstellt der Dorfpastor zudem ein Flugblatt mit einem Hilfegesuch, schreibt darin: "Es besteht der Verdacht auf ein Verbrechen" und verteilt es in Braunschweig, wo man sich treffen wollte.
Bei den Ermittlungen kommt heraus, dass der Familienvater mehrere Affären hatte. In der Nacht des Verschwindens der 53-Jährigen sei eine der Frauen sogar bei ihm gewesen und die Nacht im Ehebett verbracht. Verhält sich so ein hilfloser Ehemann?
Am nächsten Morgen habe er zudem die Flüge und am Sonntag auch die Hotels in den USA storniert, wohin man in der kommenden Woche reisen wollte. Auch das erscheint den Ermittlern sehr voreilig.
Verletzter Schäferhund führt Ermittler zum Tatort und eine Ameise zum Täter
Noch immer ist unklar, wo genau Veronika getötet wurde. Bis eine Blutspur auf einem asphaltierten Feldweg gemeldet wird.
In regelmäßigen Abständen werden über eine Strecke von knapp 800 Metern viele Blutstropfen gefunden. Wie sich später herausstellt, stammen diese von einem verletzten Schäferhund. Doch ein Tropfen unterscheidet sich optisch von dem Rest. Es ist das Blut der getöteten Frau.
Im Auto des tatverdächtigen Mannes werden danach Gummistiefel gefunden. Die Erde aus den Profilrillen stammen vom Tatort. Zwar beteuert er, dass auch seine Frau die Stiefel getragen habe. Aber auch eine zertretene Ameise wird gefunden. Es ist jene Art, die auch an der Leiche gefunden wurde.
Klaus Geyer wird vor Gericht wegen Totschlags zu acht Jahren Haft verurteilt - als erster Geistlicher Deutschlands. Nach fünf Jahren wird er vorzeitig entlassen. Nur ein Jahr später, im November 2003, verstirbt er an Krebs. Bis zu seinem Tod hat er die Tat bestritten.
Der Fall wird ausführlich am heutigen Mittwochabend um 21.15 Uhr im MDR-Fernsehen beleuchtet. Vorab ist er in der ARD-Mediathek verfügbar.
Titelfoto: Bildmontage: Screenshot/ARD-Mediathek