Junge Mutter in Leipzig getötet: Schockierendes Protokoll eines Femizids

Leipzig - Sie war jung, hübsch, lebenslustig und eine liebende Mutter. Am 21. Mai endete das Leben von Jessica S. (†30) gewaltsam - durch einen Stich in den Hals. Mehr als sechs Monate später sind die Ermittlungen abgeschlossen. Sie offenbaren einen klassischen Femizid. Zwei Kinder wurden de facto zu Waisen, weil ein Mann "seinen Besitz" nicht hergeben wollte.

Im Wohnzimmer ihrer Vierraumwohnung (Kreis) in diesem Paunsdorfer Plattenbau wurde Jessica S. (†30) am 21. Mai ermordet.  © Alexander Bischoff

Acht Jahre waren sie ein Paar. Jessica, die attraktive Modeverkäuferin aus Leipzig-Paunsdorf, und Marcus K. (41), der Spross einer bekannten Leipziger Handwerkerfamilie, der sein Geld als selbstständiger Fliesenleger verdiente. Zur Familie gehörten Jessicas Tochter (10) und der gemeinsame Sohn (4).

Wie die Ermittler jetzt herausfanden, kriselte die Beziehung bereits seit 2022. Bei Jessica, die gegenüber Freunden beklagte, dass sich ihr Partner zu wenig um Kinder und Haushalt kümmere, waren die Gefühle nahezu erloschen. Vor allem die zu einem Kontrollzwang ausgewachsene Eifersucht von Marcus K. machte der jungen Frau das Zusammenleben zur Hölle.

Zeugen berichten von permanenten Videoanrufen bei Jessica und Kontroll-Besuchen auf der Arbeit. Ihren Freundinnen offenbarte Jessica zudem sexuelle Übergriffe gegen ihren Willen, die meist stattgefunden haben sollen, während sie schlief.

Mord Mann hört fürchterliche Schreie aus Nachbarwohnung: Als Polizei kommt, ist es zu spät

Wegen der Kinder hielt Jessica die Beziehung noch gut anderthalb Jahre aufrecht. Im März jedoch zog sie einen Schlussstrich und vollzog die Trennung. Da ihre neue Wohnung jedoch erst im August bezugsfertig war, lebte sie mit Marcus noch unter einem Dach. Zudem war es Jessica wichtig, auch nach der Trennung noch eine ordentliche Eltern-Kind-Beziehung aufrechtzuerhalten.

Anzeige

Marcus K. soll Ex-Freundin im Schlaf erstochen haben

War eine hübsche, lebenslustige Frau, die gerne sang und tanzte: Jessica S., Mutter zweier Kinder.  © privat

Der Handwerker schien jedoch nicht bereit, die Trennung zu akzeptieren. Liebesschwüre, Tränenausbrüche, Kontrollwahn und Suizidandrohungen wechselten sich in den Wochen vor dem Mord ab.

Ein familiäres Essen am Pfingstmontag im Garten von Jessicas Mutter sehen die Ermittler als auslösenden Trigger für das, was nur zwölf Stunden später geschah. Wieder hatte sich Marcus um körperliche Nähe zu Jessica bemüht, wurde aber von der genervten Frau vor versammelter Familie abgewiesen.

Nach Mitternacht dann setzte sich Marcus zu der im Wohnzimmer schlafenden Jessica aufs Sofa. In seiner Hand ein Messer, das bis heute nicht gefunden wurde. Wie Rechtsmediziner anhand des Verletzungsbildes später nachvollzogen, ließ der Angreifer erst die Klinge fast schon rituell über den Hals der Frau gleiten. Dann stach er zu. Nur einmal, aber gezielt in die rechte Halsseite.

Mord Sorgerechts-Krieg eskaliert: Ex-Ballerina schießt Ehemann nieder - 20 Jahre Haft!

Die Klinge durchtrennte dabei sowohl die große Halsschlagader als auch die Halsvene. Die im Schlaf überraschte Jessica verblutete.

Trauernde Angehörige und Freunde haben an der Hauseingangstür Blumen und Kerzen niedergelegt.  © Alexander Bischoff

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes

Weil er der sterbenden Frau nicht in die aufgerissenen Augen schauen wollte, zog Marcus ihr eine Decke über den Kopf. So steht es im Abschlussbericht der Mordkommission. Anschließend verschloss er das Wohnzimmer, damit die nebenan schlafenden Kinder nicht zufällig auf ihre tote Mutter stoßen.

Den Kindern erklärte Marcus K. am nächsten Morgen, dass ihre Mutter bereits zur Arbeit gegangen sei, machte beide zurecht und brachte sie zu seiner Mutter. Kurz darauf klickten die Handschellen.

Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Anklage erhoben - wegen heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen. Marcus K. schweigt bislang zu allem. Ein Prozess ist noch nicht terminiert.

Mehr zum Thema Mord: