Hinrichtung am Hauptbahnhof Frankfurt: Kostete Social Media dem 27-Jährigen das Leben?

Frankfurt am Main - Eine Woche nach dem tödlichen Angriff auf einen Mann im Frankfurter Hauptbahnhof verdichten sich die Hinweise auf das Motiv der Tat.

Mit Kopfschüssen wurde ein 27-Jähriger am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main am 20. August regelrecht hingerichtet.
Mit Kopfschüssen wurde ein 27-Jähriger am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main am 20. August regelrecht hingerichtet.  © Andreas Arnold/dpa

Wie der stellvertretende Vorsitzende der kurdischen Gemeinde Deutschland, Mehmet Tanriverdi (62), der Deutschen Presse-Agentur sagte, seien Täter und Opfer Kurden und stammten aus der Türkei nahe der syrischen Grenze. Die Informationen zur Tat habe Tanriverdi aus Gemeindekreisen erfahren.

Ein 54-jähriger türkischer Staatsbürger, der im Ortenaukreis in Baden-Württemberg ansässig ist, soll am Dienstagabend vergangener Woche einen 27 Jahre alten Mann gezielt durch Kopfschüsse an einem Gleis getötet haben.

Auch für die kurdische Gemeinde in Deutschland sei diese Tat ein "Extremfall" und "sehr schockierend und schrecklich", sagte Tanriverdi.

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Nach Angaben der kurdischen Gemeinde sei das Opfer vorher selbst zum Täter geworden und habe 2016 auf einer Erdbeerplantage in der türkischen Millionenstadt Antalya einen jungen Mann getötet.

Er sei später nach Deutschland geflüchtet, auch aus Angst, für seine Tat getötet zu werden, habe es aus Gemeindekreisen geheißen. "Der junge Mann war aber so naiv, dass er in den sozialen Medien aktiv war und seine Feinde ihn dort dann finden konnten."

Der Onkel des damaligen Opfers sei nun der Täter von Frankfurt, sagte Tanriverdi. Drastisch gesagt, stünde es nun "Eins zu Eins in diesem Familienkonflikt", schlussfolgerte der stellvertretende Vorsitzende.

Blutrache in kurdischer Gesellschaft eigentlich ein "Auslaufmodell"

Der Hauptbahnhof musste infolge der Tat für rund eine halbe Stunde voll gesperrt werden.
Der Hauptbahnhof musste infolge der Tat für rund eine halbe Stunde voll gesperrt werden.  © Andreas Arnold/dpa

Da der türkische Staat vor Ort nicht in der Lage wäre, müsse nun der Bürgermeister der Gemeinde in der Türkei vermitteln und Frieden zwischen den Familien schließen - dabei will auch die kurdische Gemeinde in Deutschland helfen, sagte Tanriverdi. Die Blutrache sei eigentlich ein Auslaufmodell, fügte er an.

In ländlichen Gebieten Kurdistans - also in Gebieten mit kurdischer Bevölkerung insbesondere in den Ländern Türkei, Syrien, Irak und Iran - werde sie allerdings insbesondere bei Land- oder Beziehungsstreitigkeiten weiterhin angewendet.

Titelfoto: Andreas Arnold/dpa

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