Von Melissa Erichsen, Linda Say, Andreas Heimann
Istanbul/Berlin - Elf Jahre nach tödlichen Schüssen in einem Berliner Wettbüro ist ein in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilter Rocker in der Türkei gefasst worden.
Zehn Verdächtige wurden im Zusammenhang mit Betrugsfällen in der Türkei in Koordination mit deutschen Behörden festgenommen, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Einige von ihnen hätten Verbindungen zur Rockerbande Hells Angels. Darunter sei auch der in Deutschland Verurteilte, wie türkische Medien berichteten.
Den Männern wird demnach vorgeworfen, in 46 Fällen deutsche Staatsbürger betrogen zu haben, indem sie sich als Polizeibeamte, Staatsanwälte und Richter ausgaben. Damit hätten sie fast drei Millionen Euro erschlichen.
Sieben der in dem Zusammenhang Festgenommenen wurden demnach am Dienstag verhaftet, drei in Hausarrest entlassen. Ob der in Deutschland verurteilte Rocker zu den Verhafteten zählt, blieb zunächst unklar.
Die Schüsse in einem Wettbüro im Berliner Stadtteil Reinickendorf am 10. Januar 2014, bei dem ein 26-Jähriger erschossen wurde, haben die Justiz jahrelang beschäftigt. Erstmals war der Rocker 2019 gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Hells Angels wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Jahrelanger Prozess nach tödlichen Schüssen
Im Februar 2022 bestätigte der Bundesgerichtshof (BGH) die Verurteilungen - mit Ausnahme des Urteils für den nun gefassten Rocker. Er hatte Revision eingelegt. Der BGH entschied jedoch 2023, dass das Urteil gegen den damals 34-Jährigen rechtskräftig sei.
Der Rocker-Chef, der die tödlichen Schüsse in Auftrag gegeben hatte, bekam lebenslang wegen Anstiftung zum Mord. Ein Kronzeuge wurde ebenfalls wegen Mordes verurteilt und zu zwölf Jahren Haft verurteilt.