Erster Mord mit 13: Deutschlands jüngster Killer seit 32 Jahren im Hochsicherheitstrakt

Leipzig - Er ging als Deutschlands jüngster Mörder in die Kriminalgeschichte ein. Bereits im Alter von 13 Jahren beging Marco F. zu Ostern 1991 einen Mord. Und es sollte nicht der letzte sein. Obwohl er nur zu siebeneinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt wurde, hat der Leipziger Spielplatzmörder bis heute seine Freiheit nicht wiedererlangt.

Denny D. (†10, l.) wurde im März 1991, Manuel K. (†8) im Februar 1992 sexuell missbraucht und ermordet.
Denny D. (†10, l.) wurde im März 1991, Manuel K. (†8) im Februar 1992 sexuell missbraucht und ermordet.  © Leipziger Morgenpost

Es war Ostersonntag, als der zehnjährige Denny D. spurlos von einem Spielplatz in der Leipziger Südvorstadt verschwand. Drei Tage später fand man die Leiche des Jungen auf einem Komposthaufen im Hof eines Mehrfamilienhauses.

Denny war missbraucht und erdrosselt worden. Vergeblich suchte die Kripo nach dem Mörder.

Fast ein Jahr später erschütterte ein zweiter Kindermord die Stadt. Diesmal war der Polizistensohn Manuel K. (8) von einem Spielplatz verschwunden. Zeugen sahen noch, wie Manuel am 14. Februar 1992 mit einem älteren Jungen mitging.

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Fünf Tage später meldete sich die bis dahin ahnungslose Mutter des damals gerade 14 Jahre alt gewordenen Marco F. bei der Polizei, weil sie im Zimmer ihres Sohnes einen fremden Anorak gefunden hatte, der jenem aus der in den Zeitungen veröffentlichten Vermisstenmeldung im Fall Manuel glich.

Die Beamten der Mordkommission erkannten sofort, dass es sich um die Bekleidung des gesuchten Kindes handelt und nahmen Marco ins Kreuzverhör.

Leipzig Anfang der 1990er Jahre - die Stadt war im Umbruch, die Kriminalität hatte Hochkonjunktur.
Leipzig Anfang der 1990er Jahre - die Stadt war im Umbruch, die Kriminalität hatte Hochkonjunktur.  © Wolfgang Kluge/dpa

Marco F. gesteht Morde – und sexuellen Missbrauch von anderen Kindern

Beide Jungen wurden von ihrem späteren Mörder von Spielplätzen in der Leipziger Südvorstadt weggelockt. (Symbolbild)
Beide Jungen wurden von ihrem späteren Mörder von Spielplätzen in der Leipziger Südvorstadt weggelockt. (Symbolbild)  © Jan Woitas/dpa

Erklärte der Teenager anfangs noch, er habe den Anorak gefunden, verwickelte er sich im Laufe des Verhörs immer mehr in Widersprüche und gestand letztlich – gleich beide Kindermorde!

Nach der Vernehmung führte Marco die Ermittler zu einer alten Garage an der Biedermannstraße. Versteckt hinter einem alten Auto entdeckten die Beamten den toten Sohn ihres Kollegen. Auch er war sexuell missbraucht und erwürgt worden.

Da Marco F. den ersten Mord mit 13 Jahren beging, er damit noch nicht strafmündig war, musste er sich letztlich nur für den Missbrauch und die Tötung von Manuel verantworten.

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Der Prozess, der am 16. November 1992 vor der Jugendstrafkammer des Leipziger Landgerichts begann, offenbarte wahre Abgründe.

So gab Marco F. zu, in seinem jungen Leben schon elf Kinder sexuell missbraucht zu haben. Fast immer hatte er sie von Spielplätzen weggelockt. Die beiden Morde habe er begangen, weil die von ihm anal als auch oral vergewaltigten Jungen gedroht hätten, alles ihren Eltern zu erzählen.

Kindermörder noch immer in Psychiatrie

Marco F. war mit seinen 14 Jahren selbst noch ein Kind, als er überführt wurde.
Marco F. war mit seinen 14 Jahren selbst noch ein Kind, als er überführt wurde.  © Leipziger Morgenpost

Die psychiatrischen Gutachter im Verfahren bescheinigten dem bis dato jüngsten Mord-Angeklagten in der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht nur eine homophile Veranlagung, sondern auch einen Hang zum Sadismus.

So hatte Marco den Sachverständigen anvertraut, dass er nur dann zum Samenerguss käme, wenn er an Gewalt denke.

Nach nur zwei Verhandlungstagen fiel am 20. November das Urteil: Schuldig des Mordes und des sexuellen Missbrauchs von Kindern! Für siebeneinhalb Jahre sollte Deutschlands jüngster Mörder ins Gefängnis gehen, doch zuvor zur Therapie in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden.

Seine Haftstrafe hat Marco F. bis heute nicht angetreten, weil er zu gefährlich ist. Wegen seiner offenbar nicht therapierbaren "pädophil-sadistischen Triebabweichung" sitzt er seit nunmehr 32 Jahren in der geschlossenen Hochsicherheitsabteilung eines Fachkrankenhauses.

Auch deshalb, weil er im Mai 1993 aus der Psychiatrie Arnsdorf ausgebrochen war und nach 24-stündiger Großfahndung an einem Spielplatz (!) in Bischofswerda eingefangen wurde.

Für seine Reihe "Kripo live – Tätern auf der Spur" produziert der MDR aktuell einen Dokumentarfilm über den Fall. Arbeitstitel: "Wenn Kinder Kinder töten". Darin sollen Zeitzeugen zu Wort kommen – auch jener Polizist, dessen Sohn Opfer des Spielplatzmörders wurde.

Wenn Kinder Kinder töten

Eine nachgestellte Szene in der gerade produzierten MDR-Dokumentation über Deutschlands jüngsten Mörder.
Eine nachgestellte Szene in der gerade produzierten MDR-Dokumentation über Deutschlands jüngsten Mörder.  © MDR

Vier weitere Beispiele - alle allein aus dem vergangenen Jahr:

Tragisch und kaum zu ertragen für die Hinterbliebenen: Manche der jungen Täter können nicht wegen Mordes oder Totschlags belangt werden, wenn sie noch keine 14 Jahre und damit strafunmündig sind.

Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Leipziger Morgenpost

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