96-Jähriger soll bei hunderten Morden geholfen haben, einen Prozess bekommt er nicht

Wuppertal – Das Landgericht Wuppertal hat die Eröffnung des Prozesses gegen einen mutmaßlichen ehemaligen SS-Wachmann des KZ Stutthof abgelehnt.

Ein mutmaßlicher ehemaliger KZ-Wachmann muss sich nicht vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.
Ein mutmaßlicher ehemaliger KZ-Wachmann muss sich nicht vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten.  © Oliver Berg/dpa

Der 96-Jährige sei laut ärztlichem Gutachten dauerhaft verhandlungsunfähig, teilte ein Gerichtssprecher am Mittwoch mit.

Dem Hochbetagten war Beihilfe zum Mord in mehreren hundert Fällen vorgeworfen worden.

Er soll von Juni 1944 bis Mai 1945 als Heranwachsender einem SS-Totenkopf-Wachbataillon zugeteilt gewesen sein, welches das deutsche Konzentrationslager Stutthof östlich von Danzig bewacht habe.

Makabrer Notruf führt zu toter Frau: Schlimmer Verdacht erhärtet sich
Mord Makabrer Notruf führt zu toter Frau: Schlimmer Verdacht erhärtet sich

Das Gericht erlegte dem 96-Jährigen die ihm bisher entstandenen Kosten des Verfahrens auf, weil ein erheblicher Tatverdacht bestehe.

Im KZ Stutthof habe es gezielte Tötungsaktionen mittels Gaskammer und Giftgas Zyklon B, aber auch durch Erschießungen mit Hilfe einer Genickschussanlage oder dem Injizieren von Benzin oder Phenol in das Herz von KZ-Insassen gegeben. Zudem seien die Gefangenen bewusst besonders lebensfeindlichen Bedingungen ausgesetzt worden.

Der Beschuldigte soll außerdem einen Vernichtungstransport von rund 600 Menschen nach Auschwitz begleitet haben.

Nach Auffassung der Kammer sei davon auszugehen, dass der Angeschuldigte die Tragweite und Dimension des im KZ Stutthof verübten Massenmordes erkannt und gewusst habe, dass er die grausamen Morde förderte. Diese hätten ihm während seiner zehnmonatigen Dienstzeit im Lager nicht verborgen bleiben können. Gegen den Beschluss kann noch Beschwerde eingelegt werden.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

Mehr zum Thema Mord: