24 Jahre nach Doppelmord von Chemnitz: Mutmaßlicher Mafia-Killer in Prag verhaftet
Chemnitz/Prag - Mitte der 90er-Jahre tobte in Sachsen ein Krieg der Vietnamesen-Mafia. Kaum ein Tag ohne Verletzte oder gar Tote.
Eines der grausamsten Verbrechen ereignete sich am 30. Juli 1995 in Chemnitz. Ein Brüderpaar wurde erdrosselt in einer Wohnung aufgefunden, der Killer konnte entkommen.
Lange schien es, als würde die Gewalttat für immer ungesühnt bleiben. Jetzt nahmen tschechische Polizisten den mutmaßlichen Doppelmörder Quoc Hung N. (52) in Prag fest.
Der Vietnamese, der zur Zigaretten-Mafia zählte, hatte zwei Brüder (16, 22) nachts in einer Wohnung an der Zinzendorfer Straße im Chemnitzer Stadtteil Altendorf gefangen gehalten, sie gefesselt, geknebelt und am 30. Juli 1995 erdrosselt. Landsleute fanden die Leichen am nächsten Tag. Sein Motiv soll Rache gewesen sein.
Nach seiner Tat war der Gesuchte sofort abgetaucht. Spuren deuteten erst nach Jena, wo der Killer Verwandte gehabt haben soll. Doch Quoc Hung N. blieb verschwunden.
Täter droht lebenslange Haft
Schließlich wurde er in seiner vietnamesischen Heimat vermutet - für deutsche Behörden unerreichbar. Trotzdem blieb der Killer weiter auf der Fahndungsliste der mit Haftbefehl gesuchten Personen.
Die Hartnäckigkeit hat sich offenbar gelohnt: Neue Hinweise führten die Ermittler über die Grenze ins Nachbarland. Nach fast einem Vierteljahrhundert gelang es deutschen und tschechischen Fahndern, die neue Identität des Mörders herauszufinden. Tschechische Zielfahnder überraschten den Verdächtigen in der tschechischen Hauptstadt auf der Straße in seinem Auto - Zugriff!
"Der Mann war völlig überrascht, weil er annahm, dass er mit seiner neuen Identität in Tschechien in Sicherheit sei", so Lenka Sikorova, Sprecherin des Polizeipräsidiums. Offenbar lebte er schon länger in Tschechien. "Das kommentieren wir nicht", so Sikorova.
Nach kurzer Haft in Tschechien wurde der mutmaßliche Killer nach einem Gerichtsbeschluss am deutsch-tschechischen Polizeizentrum in Petrovice den deutschen Kollegen übergeben. Nun droht ihm lebenslange Haft.