Sexueller Missbrauch in der Kirche: Auch Sachsens Protestanten haben ein Problem
Meißen - Sexueller Missbrauch in der Kirche - reflexartig denkt man da an Katholiken. Verklemmte Sexualmoral, erzwungene Ehelosigkeit für Priester, all das. Aber auch die evangelischen Glaubensbrüder sind da offenbar nicht frei von Sünde.
20 Betroffene sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie haben sich am Wochenende im Klosterhof Sankt Afra im sächsischen Meißen zu einem Forum getroffen.
Laut Forumsleiter Gregor Mennicken nahmen neben einer großen Gruppe männlicher Betroffener, die sexualisierte Gewalt durch den Diakon Kurt Ströer erfahren hatten, auch acht Frauen teil.
Eingeladen wurden sie von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS).
Der 2013 verstorbene Ströer soll seine Rolle als Jugendwart ausgenutzt haben, um Schutzbefohlene und ihm anvertraute Menschen zu missbrauchen - dies reicht bis in die 1960er und 1970er Jahre zurück.
Demnach berichteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über jahrzehntelange Auswirkungen der erfahrenen sexualisierten Gewalt bis in die Gegenwart. In der Diskussion mit den anwesenden Kirchenvertretern soll es zahlreiche Fragen und Einsprüche gegeben haben.
Des Weiteren ist nun eine "Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission" (URAK) geplant, die ihre Arbeit im kommenden März aufnehmen soll.
Titelfoto: Imago/ImageBroker/Michael Nitzschke