Sexuelle Gewalt bei den Pfadfindern: Opfer leiden immer noch unter den Taten
München - Tausende Kinder und Jugendliche in Deutschland sind bei den Pfadfindern. Auch dort gab es sexuelle Übergriffe. Diese sind nun erstmals in einer bundesweiten Studie aufgearbeitet worden.
Am Donnerstag soll in München eine Studie zum Thema vorgestellt werden. Nach Angaben des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) handelt es sich um die erste derartige Untersuchung in Deutschland, die sich auf einen Jugendverband bezieht.
Die Ergebnisse unterscheiden sich nach Angaben des BdP von ähnlichen Studien aus den vergangenen Jahren "zu kirchlichen Kontexten".
"Dennoch zeigt sich, dass auch Jugendverbände mit dem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt überfordert waren", teilte der Verband mit, der und dessen Mitglieder und ehemalige Mitglieder "immer noch mit den Folgen der verübten Taten zu kämpfen haben".
Die "Dynamiken sexualisierter Gewalt in einer Jugendorganisation" seien "sehr diffizil und zunächst kaum durchschaubar", auch weil Grenzverletzungen und Übergriffe oft von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen begangen worden seien.
Auch seien Gruppenleiter möglicherweise selbst betroffen - und gleichzeitig dafür verantwortlich gewesen, jüngere Pfadfinderinnen und Pfadfinder vor Missbrauch zu schützen.
Studie zu sexuellem Missbrauch bei den Pfadfindern
Durchgeführt hat die Studie das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München, das unter anderem sexuelle Gewalt in der Odenwaldschule und im oberbayerischen katholischen Kloster Ettal untersucht hat, gemeinsam mit "Dissens - Institut für Bildung und Forschung" in Berlin. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf den Jahren zwischen 1976 und 2006.
Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder wurde 1976 gegründet, ist nach eigenen Angaben interkonfessionell und überparteilich und erreicht rund 30.000 Mitglieder. Ziel seiner pädagogischen Arbeit soll es sein, Kindern und Jugendlichen "Gemeinsinn und Verantwortung, Weltoffenheit und Umweltbewusstsein" zu vermitteln.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa