Mangelnder Aufklärungswillen: Missbrauchsbeauftragte im Bistum Augsburg werfen hin

Augsburg - Zwei der drei Missbrauchsbeauftragten im Bistum Augsburg haben ihren Rücktritt angekündigt.

Bertram Meier (63), Bischof der Diözese Augsburg, bezeichnete die Aufklärung einmal als seine 'Herzensangelegenheit'. Nun werfen zwei von drei Missbrauchsbeauftragten hin.
Bertram Meier (63), Bischof der Diözese Augsburg, bezeichnete die Aufklärung einmal als seine 'Herzensangelegenheit'. Nun werfen zwei von drei Missbrauchsbeauftragten hin.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Diplom-Psychologen Angelika Hauser und Rupert Membarth warfen der Bistumsleitung in der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch) mangelnden Aufklärungswillen vor. Die beiden wollen ihre Ämter Ende April niederlegen. Das Bistum wies die Vorwürfe in dem Bericht zurück.

"Leider habe ich bis heute nicht erkennen können, dass die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Augsburg, die Bischof Bertram einmal als seine 'Herzensangelegenheit' bezeichnete, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und echtem Aufklärungswillen betrieben wird", zitierte die Zeitung aus einem Schreiben der beiden Sachverständigen an die Bistumsleitung.

Auf Anfrage der Zeitung äußerte sich das Bistum überrascht und bedauerte, dass keine klärenden Gespräche hätten geführt werden können. "Das Bistum Augsburg bedauert den Rücktritt von Frau Hauser und Herrn Membarth und dankt ihnen für die bisher geleistete, außerordentlich anspruchsvolle Arbeit."

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Weiter erklärte es: "Den Vorhalt, dem Bistum Augsburg würde es an echtem proaktivem Aufklärungswillen mangeln, weisen wir allerdings entschieden zurück." Jeder Einzelfall werde von den verantwortlich handelnden Menschen "sehr ernst genommen und akribisch bearbeitet".

Missbrauchsbeauftragte werfen Bistumsleitung von Augsburg Misstrauen und Desinteresse vor

Die scheidenden Missbrauchsbeauftragten erheben schwere Vorwürfe gegen das Bistum Augsburg. (Symbolbild)
Die scheidenden Missbrauchsbeauftragten erheben schwere Vorwürfe gegen das Bistum Augsburg. (Symbolbild)  © 123rf.com/lightfieldstudios

Membarth sagte in dem Zeitungsinterview: "Noch immer wird versucht, Dinge auszusitzen. Auf der anderen Seite stehen Betroffene und ihr langes Leid." Und weiter: "Bilanzierend muss ich sagen: Uns wurde die Arbeit erschwert."

So hätten sie keinen Einblick in Personalakten beschuldigter Kleriker bekommen, sagte Hauser und erklärte weiter, sie habe keinen echten und entschlossenen Aufklärungswillen feststellen können. In ihrer Arbeit sei sie bei der Bistumsleitung auf Misstrauen und Desinteresse gestoßen.

"Ich habe den Glauben daran verloren, dass sich an den bestehenden Rahmenbedingungen etwas ändert."

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Der dritte Missbrauchsbeauftragte, Andreas Hatzung, bedauerte in der "Augsburger Allgemeinen" den Rücktritt seiner beiden Kollegen, sagte aber auch, dass er den Schritt im Wesentlichen nachvollziehen könne. "Ich sehe mich dennoch weiter in der Lage, meine Aufgabe als unabhängige Ansprechperson auszuüben."

Hauser und Membarth wurden im September 2022 als neue Missbrauchsbeauftragte vorgestellt. Seither berieten sie laut der Zeitung nach eigenen Angaben knapp 20 Betroffene. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Hinweise auf Missbrauchsfälle anzunehmen, eine erste Bewertung ihrer Plausibilität vorzunehmen und Betroffene über Hilfestellungen zu informieren.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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