Herborn/Frankfurt am Main - Als Zwölfjähriger wurde Jonathan Drefs (17) mehrfach sexuell missbraucht - und ihm drohte noch viel Schlimmeres! Durch ihr äußerst kluges Verhalten konnte seine Mutter ihn jedoch retten. In der NDR-Sendung "deep und deutlich" sprechen beide über die schreckliche Zeit vor rund fünf Jahren.

Über ein Online-Forum suchte der damals zwölf Jahre alte Junge aus dem mittelhessischen Herborn Orientierung, da er homosexuelle Neigungen in sich entdeckt hatte. In einem Chat traf er auf seinen späteren Peiniger, wie Jonathan in der Talkshow berichtet.

Der damals 27-jährige Täter habe sich zunächst als 16-Jähriger ausgegeben und nach und nach das Vertrauen des Zwölfjährigen erlangt. Gegenüber den "deep und deutlich"-Moderatoren nennt Jonathan es eine "Große-Bruder-Rolle".

Doch vom ersten Treffen an habe das Verhältnis eine sexuelle Komponente erhalten.

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Zu diesem Zeitpunkt war der Zwölfjährige schon in eine emotionale Abhängigkeit von dem Täter geraten, er habe unbewusst "die komplette Kontrolle abgegeben". Der sexuelle Missbrauch sei ihm vorgekommen wie eine Leistung, die er erbringen musste für die vermeintliche emotionale Zuwendung, die er vom Täter erhielt.

Bei einem Treffen in Frankfurt am Main kam es dann zu einem sexuellen Übergriff "mit körperlicher Gewalt".

Der 17-Jährige und seine Mutter Sandra (42) berichten weiter, dass der Täter sehr systematisch vorging, dass er Jonathan genau instruierte, welche Lügen und Ausreden er verwenden sollte, um den Kontakt zwischen ihm und dem 27-Jährigen zu verheimlichen.

Doch dann beging der Pädophile einen entscheidenden Fehler: Einige Zeit nach der Vergewaltigung sagte er dem Jungen, dass dieser nun über sein Smartphone seiner Mutter von der vermeintlichen Liebesbeziehung zwischen ihm und dem jungen Mann erzählen sollte.

Das Kalkül des Täters sei es gewesen, dass die Mutter mit Unverständnis und Zorn reagiert, was dem 27-Jährigen dann die Möglichkeit gegeben hätte, den Jungen seiner Familie zu entfremden. Doch Sandra reagierte genau anders.

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Obwohl sie die Gefährlichkeit der Situation klar erfasste, gab sie zunächst vor, die angebliche Liebesbeziehung gutzuheißen und sich für ihren Sohn zu freuen.

Hierdurch blieb der Kontakt zwischen der Mutter und ihrem Sohn erhalten. Sandra gelangte so über Jonathan an zahlreiche Informationen über den Täter - und ging damit zur Polizei!

In dem Prozess gegen den 27-Jährigen sei dann deutlich geworden, dass Sandra ihren Sohn durch ihr kluges Verhalten wahrscheinlich vor noch viel schlimmeren Gewalttaten bewahrt hat. Der Täter habe sich auch an anderen Jungen vergangen, die er teils fesselte und in einem Keller einsperrte.

Der junge Mann wurde zu neun Jahren Haft verurteilt. Jonathan begann eine Trauma-Therapie.

Zudem engagiert sich der 17-Jährige, um anderen Opfern zu helfen: Er gründete den Verein "EndTheSilence", um die Aufarbeitung sexueller Gewalt zu unterstützen.

Die "deep und deutlich"-Folge mit den Aussagen von Jonathan Drefs und seiner Mutter ist in der ARD-Mediathek zu finden. Am 1. März soll der Talk ab 0.05 Uhr im NDR ausgestrahlt werden.