Blut, Pornos und Gewalt: Adoptivsohn erhebt Horror-Vorwürfe gegen "Die Antwoord"
Johannesburg (Afrika) - Die Vorwürfe wiegen mehr als hart: Yolandi Visser (37, Anri du Toit) und Ninja (47, Watkin Tudor Jones), die beide hinter der provokanten Band "Die Antwoord" stecken, sollen ihren Adoptivsohn ausgenutzt und missbraucht haben.
Gabriel "Tokkie" du Preez (20) äußerte sich jetzt in einem Interview zu der offenbar grausamen Zeit bei seinen Adoptiveltern in Südafrika.
In dem 44-minütigen Gespräch mit Ben Jay Crossman, der einst Video-Regisseur für "Die Antwoord" war, geht es um Pornografie, Gewalt und blutige Rituale.
Tokkie wurde 2010 als Neunjähriger zusammen mit seiner kleinen Schwester (heute 14 Jahre alt) von Yolandi und Ninja adoptiert. Damals lebten die Geschwister im Armenviertel "Vrededorp" in Johannesburg. Man könnte meinen, dass Tokkie dank der Musiker, die in jenem Jahr auch ihren globalen Durchbruch feierten, ab diesem Zeitpunkt ein besseres Leben führen konnte. Doch anscheinend war genau das Gegenteil der Fall.
"Es war schön dort, weil sie einen Pool hatten und bei meiner Hauterkrankung kann ich nicht schwitzen und musste mich die ganze Zeit mit Wasser versorgen. Es war besser für mich, weil sie einen Pool im Garten hatten", erklärt der 20-Jährige, der unter der seltenen Hautkrankheit namens Hypohidrotische ektodermale Dysplasie (HED) leidet.
Der Junge lebte seit seiner Adoption zwar in einer teuren Villa in Johannesburg, doch abgesehen vom erfrischenden Pool des Hauses hat Tokkie nur wenige gute Erinnerungen an diese Zeit.
Blut, Pornos und Gewalt
So behauptet er, dass ihn das Paar, kurz nachdem sie ihn aufgenommen hatten, zwangen, ein Video aufzunehmen, in dem er seine leibliche Familie beschimpfen sollte, weil sie arm sind. Doch dabei blieb es nicht.
Tokkie, der unter anderem in den Musikvideos "I Fink U Freeky" und "Ugly Boy" zu sehen ist, wirft seinen Pflegeeltern unter anderem vor, dass sie ihm und seiner Schwester in einer Privatklinik Blut für merkwürdige Rituale abnehmen lassen haben. Adoptivvater Watkin Tudor Jones ("Ninja") habe dem damals gerade einmal elf Jahre alten Jungen außerdem einen pornografischen Videoclip gezeigt.
Auch seine Schwester musste laut seinen Aussagen unter Yolandi und Ninja leiden. Im Interview berichtet der heute 20-Jährige davon, dass Ninja das minderjährige Mädchen dazu ermutigt hatte, sich vor ihm auszuziehen und mit anderen Erwachsenen nackt in die Sauna zu gehen.
Bekamen ihr Bruder und sie neue Kleidung, sollen Yolandi und Ninja sie dazu gezwungen haben, sich vor ihnen zu entkleiden. Weigerten sich die Geschwister, wurden sie demnach bestraft.
Statt Liebe und Geborgenheit zu erfahren, soll Tokkie die meiste Zeit allein im Anwesen der internationalen Musikstars gewesen sein, während diese sich mit ihrer Karriere beschäftigten oder auf Tour in der Welt unterwegs waren.
"Sie sagten, ich sei der Teufel"
Waren seine Adoptiveltern aber vor Ort, hatten sie keinen guten Einfluss auf den Jungen.
"Sie haben mich glauben gemacht, ich sei der Teufel", meint Tokkie gegenüber News24. "Sie sagten mir, dass ich Dunkelheit über die Welt bringen könnte."
Im Interview zeigt Regisseur Crossman unter anderem ein Video, was Tokkie im ungefähren Alter von neun oder zehn Jahren im Pool zeigt. Während er auf einem Schwimmring in der Sonne plantscht, sagt er: "Komm zu Yolandis Haus, ich werde dich in der Hölle verbrennen, ich werde dein Gesicht auf dem Herd verbrennen." Hinter der Kamera stand in diesem Augenblick seine Adoptivmutter Yolandi, die trotz dieser schrecklichen Aussagen eines Kindes nicht eingreift.
Ähnliches Verhalten zeigte sich auch, als Tokkie seinen älteren Bruder im Haus der "Die Antwoord"-Musiker mit einem Messer verletzte. Statt den Vorfall mit ihm aufzuarbeiten, gratulierten sie Gabriel du Preez zu seiner Tat und ahmten die Szene auch noch in einem Musikvideo nach, das 2019 erschien.
Ein weiterer krasser Vorfall hat sich ebenfalls ins Gehirn von Tokkie eingebrannt:
Nackte Adoptivmutter mit gespreizten Beinen vor ihrem Sohn?
"Yolandi rief mich ins Zimmer, sie war nackt und kotzte überall hin", erinnert sich der 20-Jährige an eine Party in Vrededorp. "Sie lag mit gespreizten Beinen wie die Sex-Puppe da, die ich in meinem Zimmer hatte."
Die Szene war für den Adoptivsohn mehr als "verstörend", erklärt er und fügt hinzu: "Das Schlimmste war, meine vermeintliche Mutter oder Adoptivmutter nackt in einem Zimmer zu sehen, betrunken... Sie wollte, dass ich Zeit mit ihr in diesem Zimmer verbringe, während sie nackt ist."
Bis zur neunten Klasse wurde Tokkie zu Hause unterrichtet, brach die Schule danach aber ab und soll dann mehr oder weniger eine Arbeitskraft für das "Die Antwoord"-Paar geworden sein. Für ihn wurde außerhalb des Anwesens ein Zimmer gemietet, und er musste die anderen Kinder der Familie zur Schule fahren oder andere Dinge erledigen. Zu diesem Zeitpunkt war Gabriel "Tokkie" du Preez weder volljährig noch im Besitz eines Führerscheines.
"Sie gaben mir das Gefühl, tatsächlich ein Sklave zu sein. Sie adoptierten mich als Sklave. Sie gaben mir das Gefühl, nicht wirklich geliebt zu werden", sagt Tokkie heute.
Mittlerweile lebt der 20-Jährige zusammen mit seinem Bruder im Haus seiner verstorbenen Mutter im Armenviertel Vrededorp in Johannesburg. Er hat keinen Job und hält sich nur mit Zimmervermietungen über Wasser. "Die Wohnsituation hier ist ziemlich schlecht", erklärt der Südafrikaner.
Doch er mache sich vor allem Sorgen um seine 14-jährige Schwester, die immer noch in der Obhut von Anri du Toit und Watkin Tudor Jones lebt. Es gehe ihr zwar gut, aber sie wolle das Musiker-Paar nicht mehr sehen. Auch Tokkie bereut, dass er seinen Adoptiveltern begegnet ist.
Weder Toit noch Jones äußerten sich zu den harten Vorwürfen. Lediglich ihr Agent Scumeck Sabottka von der MCT-Agentur in Berlin erklärte: "'Die Antwoord' stimmen Tokkies Aussagen nicht zu."
Titelfoto: Bildmontage: EPA/BALAZS MOHAI HUNGARY OUT /dpa, Screenshot Youtube/Ben Jay Crossman