Angeklagt: Ehepaar soll Frau zur Sklaverei gezwungen und missbraucht haben
Melbourne (Australien) - Von Januar bis Oktober 2022 sollen der 44-jährige Chee Kit Chong und seine 29-jährige Ehegattin Angie Yeh Ling Liaw eine Frau dazu gezwungen haben, ihre persönliche Sklavin zu sein. Der Fall geht nun vor Gericht.
In den zehn Monaten soll das Paar psychische und physische Gewalt und Drohungen angewendet sowie die Bewegungsfreiheit des eingeschränkt haben, um sie in ihrem Haus in Point Cook zu behalten, berichtete abc News.
Der vermeintliche Missstand kam Ende Oktober 2022 ans Licht, nachdem ein Mitarbeiter einer Gesundheitseinrichtung Anzeichen von Menschenhandel bei dem Opfer erkannte und die Polizei alarmierte. Diese durchsuchte kurz darauf das Haus des Ehepaars.
Chong und Liaw wurden anschließend wegen des Besitzes eines Sklaven, der Ausübung von Zwang und Drohungen, um eine andere Person zu versklaven und sie in Sklaverei zu behalten, sowie der Ausübung der Kontrolle über einen Sklaven angeklagt.
Am Donnerstag erschien das Ehepaar erstmals vor dem Gericht in Melbourne.
Dort teilte Liaws Anwalt, Payne Wu, dem Gericht mit, dass seine Kanzlei vermutlich auch Chong vertreten würde, Interessenskonflikte allerdings noch nachgeprüft werden müssten. Eine weitere Anhörung wurde deswegen auf Mitte Juni verschoben, damit der 44-Jährige sich noch einen Anwalt suchen könne.
Fälle von moderner Sklaverei und Menschenhandel haben in Australien zugenommen
Der Prozess soll voraussichtlich im September oder Oktober dieses Jahres stattfinden, teilte der Richter mit.
Dort sollen einige Zeuginnen und Zeugen verhört werden, darunter vermutlich auch Mitarbeitende des Krankenhauses, die die Anzeichen von Menschenhandel bei dem Opfer feststellten.
Im Falle einer Verurteilung droht dem Ehepaar eine Höchststrafe von 25 Jahren Gefängnis.
Moderne Sklaverei und Menschenhandel hat laut der australischen Bundespolizei (AFP) im letzten Jahr zugenommen. Im Haushaltsjahr 2020/21 verzeichneten sie 224 Fälle, im Haushaltsjahr 2021/22 dagegen 294.
Kriminalkommissarin Simone Butcher sagte, die AFP setzte sich aktiv dafür ein, über die Anzeichen von moderner Sklaverei und Menschenhandel aufzuklären.
Diese können laut dem Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e. V. (KOK) starke Verängstigung, starkes Misstrauen gegenüber Behörden und übermäßige Abhängigkeit einer anderen Person oder anderen Personen sein.
"Jeder kann eine Rolle dabei spielen, den Menschenhandel zu stoppen [...]", sagte Butcher. "Ohne die Hilfe der Gemeinschaft [...] könnten die Opfer unentdeckt bleiben und wir wären nicht in der Lage, den Opfern die Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen."
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