Tief im Wald wurde Valeriia (†9) ermordet: Nahm Polizei Zeugenaussage nicht ernst?
Döbeln - Nun haben die Familie, Helfer, Polizei und Bürger traurige Gewissheit: Valeriia (9) ist tot. Polizisten fanden ihre Leiche bei der letzten Suchaktion am Dienstag gegen 14.30 Uhr im Wald zwischen den Ortsteilen Mahlitzsch und Hermsdorf. Hätte die Polizei früher auf eine Zeugenaussage reagieren müssen?
Die Nachricht versetzt ganz Döbeln in eine Schockstarre. Das Rathaus sagte umgehend das Stadtfest am Wochenende ab.
Nach dem Fund eines Leichnams im Waldstück war klar: Es konnte sich nur um die seit 3. Juni vermisste ukrainische Schülerin handeln. Valeriia ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen, aber keiner Sexualstraftat. Das erklärte die Oberstaatsanwältin Ingrid Burghardt (60) auf einer Pressekonferenz im Mehrzwecksaal der Kripo.
Die Ermittlungen wegen Totschlags oder Mordes richten sich nun auf das Umfeld der Familie, erklärte Kriminaldirektorin Mandy Kürschner (49). Ein Motiv des Täters sei noch unklar. Er habe das Mädchen abseits aller Wege tief ins Unterholz verschleppt und vermutlich dort getötet.
Auf welche Weise genau, das wollen die Beamten zunächst nicht preisgeben.
Zeugenaussage über Schreie war laut Polizei "unkonkret"
Mandy Kürschner schilderte noch einmal die intensive Suche nach dem Kind. 1500 Polizisten und Polizeischüler forschten vom 3. bis 11. Juni nach Valeriia. Zu Fuß, mit Tauchern in der Mulde, mit Hunden, Helikopter und Drohnen.
Schon am Abend wurde der Schulweg abgesucht, Videokameras gesichtet. Schnell war klar, dass Valeriia zwar morgens das Haus verlassen, aber nicht in ihren Schulbus eingestiegen war. Dazwischen liegen 500 Meter.
Die Polizei befragte 400 Haushalte und bekannte Sexualstraftäter, klapperte Mobilfunkzellen und Blitzer um Döbeln ab - nichts.
Eine Zeugin sagte bereits am 5. Juni, dass sie am Tag des Verschwindens nachmittags Schreie aus Richtung Hermsdorf gehört habe. "Doch die Mitteilung war unkonkret", erklärte Kürschner, warum die Fahnder dem Hinweis nicht sofort nachgegangen waren.
Schrei etwa zwei Kilometer vom Fundort entfernt gehört
Kürschner weiter: "Die Zeugin konnte eine grobe Richtung benennen, von wo sie den Schrei gehört hat. Sie konnte das aber nicht weiter präzisieren."
Die Zeugin habe den Schrei etwa zwei Kilometer von dem Fundort entfernt gehört, bestätigte die Kripo-Chefin in der Pressekonferenz.
Doch erst, nachdem Valeriias Familie gegenüber der Polizei erwähnt hatte, dass man sich an den sogenannten "Knollensteinen" schon häufiger aufhielt - und sieben Tage nach dem Hinweis der Zeugin - wurde die Zeugin erneut vernommen und der Suchradius um dieses Gebiet erweitert.
Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz, Polizei