Augsburg - Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt wegen gravierender Vorwürfe möglicher Häftlingsmisshandlung gegen mehrere Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) Augsburg-Gablingen.
Dabei geht es um den Anfangsverdacht der Körperverletzung im Amt. Einzelne Gefangene sollen möglicherweise unbekleidet in einen "besonders gesicherten Haftraum ohne gefährdende Gegenstände" untergebracht worden sein, ohne dass besondere Voraussetzungen für diese Maßnahme vorlagen, wie der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft mitteilte.
Zudem geht die Anklagebehörde Vorwürfen nach, wonach es zu tätlichen Übergriffen einzelner Beschäftigter auf Gefangene gekommen sein soll.
Anzeige erstattet hat laut BR unter anderem eine Augsburger Rechtsanwältin. Die Juristin berichtete über die Erfahrungen eines ihrer Mandanten in der JVA: "Loch im Boden, wo er seine Geschäfte verrichten muss", sagte die Verteidigerin im BR. "Keine Matratze, splitterfasernackt am Boden."
Auch eine zeitweilig in dem Gefängnis tätige Ärztin sprach mit dem Sender und berichtete, sie habe in dem besonders gesicherten Haftraum 80 Prozent der Häftlinge ohne Unterhose, ohne Matratze und ohne Decke erlebt.
Anwältin und Ärztin berichten von Missständen in JVA Gablingen
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Augsburg wurden in dem Zusammenhang am Donnerstag Räumlichkeiten des Gefängnisses von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsucht.
Weitere Einzelheiten nannte die Ermittlungsbehörde am Wochenende nicht.
So ist unbekannt, gegen wie viele JVA-Mitarbeiter sich die Vorwürfe richten. Nicht bestätigt ist auch, ob auch eine mögliche Beteiligung von Vorgesetzten überprüft wird. In der JVA Gablingen sind viele Untersuchungshäftlinge untergebracht.
Ein prominenter Insasse war nach seiner Inhaftierung 2020 der frühere Wirecard-Chef Markus Braun (55). Der Manager sitzt nach wie vor in U-Haft, allerdings mittlerweile seit fast zwei Jahren in München.