Nach Mord an Polizisten in Mannheim: Angeklagter soll "netter, junger Mann" sein
Von Stefanie Järkel
Stuttgart/Mannheim - Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat der Prozess gegen einen Afghanen (26) wegen der tödlichen Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz begonnen.

Oberstaatsanwältin Verena Bauer sagte beim Prozessauftakt in Stuttgart-Stammheim, der aus Afghanistan stammende Mann habe ab der Machtergreifung der Taliban 2021 begonnen, sich für deren Ideologie zu interessieren.
Er habe sich dann intensiv mit dem Islam auseinandergesetzt und radikale Gelehrte in sozialen Medien verfolgt, schließlich Sympathien für den Islamischen Staat (IS) entwickelt.
Spätestens Anfang Mai 2024 sei er zu der Überzeugung gelangt, dass es nicht nur legitim, sondern seine religiöse Pflicht sei, vermeintlich Ungläubige zu töten.
Die Verteidiger im Prozess haben ihren Mandaten zum Prozessauftakt als netten jungen Mann beschrieben. "Er macht einen überaus positiven Eindruck, muss man sagen", sagte einer der beiden Anwälte zum Prozessauftakt.
Er sei ein "netter, junger Mann", der der deutschen Sprache nahezu perfekt mächtig sei. Zur Verteidigungsstrategie sagte er: "Es ist unser Ziel, ihn als Menschen darzustellen." Es habe sicher Vorverurteilung gegeben.
Verfahren soll über 50 Prozesstage andauern

Der 26-jährige Afghane Sulaiman A. hatte auf dem Marktplatz in Mannheim fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Polizist Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen.
Ein anderer Beamte schoss den Angreifer nieder, der zuletzt im hessischen Heppenheim gelebt hatte.
Für das Verfahren sind zunächst mehr als 50 Prozesstage bis Ende Oktober angesetzt. Die Ladung der Zeugen und Sachverständigen sei noch nicht abgeschlossen, sagte eine Gerichtssprecherin vor Prozessauftakt.
Voraussichtlich würden sich im Verfahrensverlauf unter anderem Gutachter zu rechtsmedizinischen, psychiatrischen, islamwissenschaftlichen und IT-forensischen Fragen äußern.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa