Mit Spielzeug Anschlag trainiert? Angeklagter besorgte hochexplosive Mischung!
Von Martin Oversohl
Stuttgart - Ist Baden-Württemberg einem Anschlag entgangen? Mit einem Spielzeughubschrauber soll ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Esslingen für einen Sprengstoffanschlag trainiert haben.
Der 27-Jährige habe geplant, einen explosiven Sprengsatz mit einer Drohne in der Luft zum Ort eines Anschlags zu fliegen und dort mit einem ferngesteuerten Autoschlüssel auszulösen, sagte die Bundesanwältin bei der Anklageverlesung gegen den Iraker vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart. Konkretere Anschlagspläne hatte der Iraker laut Generalbundesanwalt aber nicht.
Der Mann war bereits Mitte Juni in Esslingen nach mehrmonatiger Beobachtung festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. Laut Bundesanwaltschaft ist er bereits seit acht Jahren Mitglied des IS. Zunächst soll er im Irak und an anderen Orten Wachdienste übernommen und auch an Kämpfen beteiligt gewesen sein.
Spätestens im Oktober 2022 sei er über die Türkei nach Deutschland gekommen, um sich dort wie ein sogenannter Schläfer auf einen Anschlag vorzubereiten.
Hochexplosive Mischung besorgt
Vor einem Jahr habe er mit der Planung eines Sprengstoffanschlags begonnen, heißt es in der Anklage weiter. Der Iraker habe im Internet recherchiert und sich unter anderem TATP oder Acetonperoxid besorgt - eine sehr entzündliche Sprengstoffmischung, die im Handel frei verkauft wird und deren Chemikalien hochexplosiv sind, wenn sie gemischt werden.
Auch mehrere Bauteile wie LEDs, einen Temperatursensor und Kabel habe der Mann gekauft. "Als Fernzünder für den Sprengstoff zog der Angeklagte die Nutzung eines ferngesteuerten Pkw-Schlüssels in Erwägung", sagte die Bundesanwältin.
Der Generalbundesanwalt wirft ihm unter anderem vor, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben.
Bislang hat sich der Mann, der zum Prozessauftakt schüchtern und in grünem Parka-Anorak gekleidet neben seinem Verteidiger Platz nahm, nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sein Anwalt kündigte aber an, mit einer Aussage zur Person und auch zur Sache sei zu rechnen.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa