Streit um Fußweg eskaliert: Mann sticht auf 24-Jährigen ein

Kiel – Nach einer verhängnisvollen Begegnung auf einem Fussweg muss sich seit Freitag ein 22-Jähriger vor dem Kieler Landgericht verantworten.

Der Prozess beginnt vor dem Kieler Landgericht. (Archivbild)
Der Prozess beginnt vor dem Kieler Landgericht. (Archivbild)  © Carsten Rehder/dpa

Der Mann soll im Zuge von beiderseitigen Provokationen am 12. August 2020 drei Mal von hinten auf einen 24-Jährigen eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt haben. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag.

Der Geschädigte lag nach eigener Aussage wochenlang im Krankenhaus und leidet noch immer unter den Folgen des Messerangriffs. Es sei unklar, ob er seinen Beruf als gelernter Dachdecker und Handwerker für Innenausbauten wieder voll ausüben kann, sagte der Mann sichtlich betroffen vor Gericht. Er liebe seinen Beruf.

An den genauen Tathergang hatten weder er noch der Angeklagte klare Erinnerungen. Der Angeklagte räumte die Messerattacke ein. Wie oft er zugestochen habe, wisse er aber nicht.

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Er habe seinem Kumpel zu Hilfe eilen wollen, den der Geschädigte zuvor mit einem Schlag zu Boden gebracht habe, sagte der 22-Jährige. Er habe gefürchtet, "der macht ihn vielleicht kalt" und habe den 24-Jährigen "gefechtsunfähig machen" wollen. "Nie, nie habe ich ihn am Hals treffen wollen," sagte er.

Direkt zu dem 24-Jährigen gewandt entschuldigte er sich: "Es tut mir von Herzen leid. Ich habe Scheiß überreagiert."

Einer der Messerstiche verpasste nur knapp die Halsschlagader

Nach seiner Aussage standen er und sein Kumpel wie üblich unter massivem Drogen- und Alkoholeinfluss, als sie - einen voll bepackten Einkaufswagen vor sich herschiebend - dem Paar begegneten.

Es habe zunächst provozierende Blicke und Worte gegeben, bevor es zu einer Schubserei und dem Schlag kam. Auch der 24-Jährige hatte nur lückenhafte Erinnerungen. Der Bürgersteig sei nicht so breit gewesen, schilderte er. Er habe dort mit seiner Partnerin ordentlich vorbeikommen wollen.

Dann habe ein provozierendes Wort das andere ergeben. Er erinnere sich nur daran, dass er zuschlug. "Danach hab ich einen Filmriss und wachte im Krankenhaus wieder auf." Einer der drei Stiche verpasste seine Halsschlagader nur ganz knapp.

Das Schwurgericht hat vier Verhandlungstage festgesetzt. Das Urteil wird am 19. April erwartet. Bei einem Schuldspruch droht dem Angeklagten neben einer Freiheitsstrafe auch die Unterbringung im Entzug. "Vielleicht kann ich da die Kurve kriegen", sagte er dazu.

Titelfoto: Carsten Rehder/dpa

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