Schlafwandelnd eigenen Sohn missbraucht? Ex-Staatsanwalt vor Gericht
Lübeck - Wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs muss sich ein ehemaliger Staatsanwalt seit Montag vor dem Landgericht Lübeck verantworten.
Der Mann soll im März 2019 möglicherweise schlafwandelnd seinen Sohn missbraucht haben. Der Angeklagte soll dem damals acht Jahre alten Jungen, mit dem er im selben Bett geschlafen hatte, in die Pyjamahose gefasst und dessen Geschlechtsteil berührt haben, wie Oberstaatsanwalt Axel Bieler am Montag sagte.
Der Angeklagte äußerte sich am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen. Bei früheren Vernehmungen hatte er ausgesagt, er könne sich an den Vorfall nicht erinnern. Der 52 Jahre alte Jurist hatte sich selbst angezeigt.
Das Gericht lehnte Forderungen von Verteidigung und Nebenklage ab, die Öffentlichkeit über weite Strecken von der Verhandlung auszuschließen. In dem Prozess geht es unter anderem um die Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten. Für den Prozess sind fünf weitere Verhandlungstage bis zum 14. Februar angesetzt.
Zwar sah den früheren Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft zufolge sowohl sie selbst als auch die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein eine Verurteilung des ehemaligen Staatsanwalts als nicht wahrscheinlich an.
Nach einem erfolgreichen sogenannten Klageerzwingungsverfahren vor dem Oberlandesgericht musste die Staatsanwaltschaft aber Anklage in dem Fall erheben.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa