Prozess um Messerattacke im Regionalzug: 21-jähriger Zeuge entwaffnete Täter

Itzehoe - Das Landgericht Itzehoe hat am Freitag die Vernehmung weiterer Zeugen der tödlichen Messerattacke im Regionalzug von Brokstedt fortgesetzt. Dabei schilderte ein erst 21 Jahre alter Zeuge, wie er den angeklagten mutmaßlichen Doppelmörder Ibrahim A. (34) im Kampf um sein eigenes Leben entwaffnete. Dabei soll der Zeuge von mehreren Messerstichen des Angeklagten in Kopf, Gesicht sowie seinem Körper getroffen worden sein.

Der Angeklagte Ibrahim A. (34, 3. v. l.) wird in den Gerichtssaal im China Logistic Center gebracht.
Der Angeklagte Ibrahim A. (34, 3. v. l.) wird in den Gerichtssaal im China Logistic Center gebracht.  © Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

Er sei auf der Suche nach einem Notfallkoffer für eine verletzte Frau auf dem Bahnsteig im Zug zwischen zwei Waggons plötzlich auf den Angeklagten gestoßen, sagte der Zeuge. Der staatenlose Palästinenser drehte sich demnach "mit dem blutverschmierten Messer in der Hand sofort zu mir um und ging ohne Zögern auf mich los", sagte der 21-Jährige.

"Er war äußerst aggressiv und wollte so viel und so schlimm verletzen, wie es nur geht", sagte er. Er sei zurückgewichen und habe versucht, sich so gut wie möglich zu verteidigen. Der Angeklagte habe dabei "keine Sekunde gezögert, sondern sofort zugestochen", erinnerte sich der 21 Jahre alte Zeuge und Nebenkläger.

Er selbst habe "instinktiv gehandelt", schilderte der junge Mann das lebensbedrohliche Geschehen. Während des Kampfes im engen Gang habe er beide Arme des Angreifers festhalten können. Der mutmaßliche Doppelmörder habe dabei im Gerangel das Messer verloren, sagte er. Der Angriff des Mannes sei voller Kraft und Energie gewesen, sagte er. Doch "ich glaube, dass ich stärker und fitter war, deshalb ist es so ausgegangen, wie es ist."

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Er selbst sei bei der Attacke weiter zurückgewichen, hatte demnach schließlich die Ausgangstür im Rücken. Doch der Angeklagte sei "noch immer auf mich drauf" und habe ihn in die Nase gebissen, sagte er.

Das Messer lag derweil aber bereits so hinter seinem Rücken, dass der Angeklagte nicht mehr herankommen konnte, wie der Zeuge schilderte.

Tatwaffe landete nach Gräueltaten im Abfallkorb

Der Angeklagte Ibrahim A. (sitzend, 2.v.l.), sein Anwalt Björn Seelbach (sitzend, 3.v.l.), ein Dolmetscher (l.), der Vorsitzende Richter Johann Lohmann (2.v.r.) und weitere Prozessbeteiligte sitzen im Gerichtssaal im China Logistic Center.
Der Angeklagte Ibrahim A. (sitzend, 2.v.l.), sein Anwalt Björn Seelbach (sitzend, 3.v.l.), ein Dolmetscher (l.), der Vorsitzende Richter Johann Lohmann (2.v.r.) und weitere Prozessbeteiligte sitzen im Gerichtssaal im China Logistic Center.  © Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

Schließlich sei auf seine Hilfeschreie ein Fahrgast herbeigeeilt, berichtete der 21-Jährige weiter. Der Mann habe gerufen, der Angeklagte solle abhauen und habe mit einem Koffer und einer Laptoptasche auf den 34-Jährigen eingeschlagen. Daraufhin habe der von ihm ab- und er ihn losgelassen, sagte der 21-Jährige. Jemand habe das Messer genommen und in einen Abfallkorb geworfen.

Der Angeklagte sei dann von mehreren Personen umringt worden, sodass er unter Kontrolle gewesen sei. Erst als er selbst aufgestanden sei, habe er bemerkt, dass er stark geblutet habe, sagte der Zeuge weiter. Er habe seinen Pullover ausgezogen und auf die Wunde gedrückt, viele Umstehende und später Rettungssanitäter hätten ihm dann geholfen.

Ibrahim A. wird vorgeworfen, am 25. Januar 2023 im Regionalzug beim Bahnhof von Brokstedt mit einem Messer zwei junge Menschen im Alter von 17 und 19 Jahren getötet und fünf weitere Menschen schwer verletzt zu haben. Der Prozess wird kommenden Dienstag mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

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