Brokstedt-Prozess wegen Affäre des Richters in Gefahr?

Itzehoe - Erst Anfang Dezember hatte das Landgericht Itzehoe im Mord-Prozess gegen Ibrahim A. (34) Termine bis April 2024 festgelegt. Ein Befangenheitsantrag des Strafverteidigers Attila Aykaç sorgt aktuell allerdings für Aufruhr außerhalb der Gerichtssäle in Schleswig-Holstein. Dabei geht es um eine mögliche Affäre des vorsitzenden Richters Johann Lohmann mit einer Beisitzerin seiner Kammer.

Richters Johann Lohmann wird Befangenheit wegen einer mutmaßlichen Affäre mit einem Kammermitglied vorgeworfen.
Richters Johann Lohmann wird Befangenheit wegen einer mutmaßlichen Affäre mit einem Kammermitglied vorgeworfen.  © Marcus Brandt/dpa

Der Antrag war am Mittwoch im Rahmen eines anderen Mordprozesses vor dem Landgericht Itzehoe von Aykaç gestellt worden.

Der Kieler Anwalt hatte von jedem Kammermitglied eine dienstliche Erklärung darüber gefordert, "ob zwischen dem Vorsitzenden und einer Beisitzerin eine eheliche, eine eheähnliche oder eine außereheliche intime Beziehung, die über sexuelle Kontakte hinausgehend bestanden hat oder besteht."

Eine mögliche Affäre zwischen Richter und Beisitzerin stelle "die Unabhängigkeit, die Parteilichkeit und die Neutralität des Richters für den Angeklagten infrage".

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Da der Brokstedt-Prozess vor derselben Kammer verhandelt wird, kann der Antrag Aykaçs auch Auswirkungen auf dessen weiteren Verlauf haben.

Ibrahim A. (3.v.l.) muss sich seit Juli wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten.
Ibrahim A. (3.v.l.) muss sich seit Juli wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten.  © Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

Seelbach: "Eine Affäre zwischen Richter und Beisitzerin bringt ein Ungleichgewicht in die Kammer!"

Verteidiger Björn Seelbach äußerte sich am Freitag zu den Vorwürfen gegen Richter Lohmann.
Verteidiger Björn Seelbach äußerte sich am Freitag zu den Vorwürfen gegen Richter Lohmann.  © Christian Charisius/dpa

Gegenüber dem "Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag" hat sich am Samstag auch der Verteidiger von Ibrahim A., Björn Seelbach, zu den Vorwürfen gegen Lohmann geäußert.

"Ob auch ich einen Befangenheitsantrag stellen werde, obliegt der Entscheidung meines Mandanten und seiner Einschätzung darüber, ob er eine jetzt fehlende Unvoreingenommenheit der Kammer sieht", so Seelbach.

Und weiter: "Eine Affäre zwischen Richter und Beisitzerin bringt durch Blockbildung ein Ungleichgewicht in die Kammer. Eine sachliche Diskussion wird dadurch möglicherweise überlagert, wodurch letztlich auch die Entscheidungsfindung betroffen ist."

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Seit Juli muss sich Ibrahim A. wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten. Er soll am 25. Januar im Regionalzug von Kiel nach Hamburg in der Nähe des Bahnhofs von Brokstedt zwei Menschen getötet und vier schwer verletzt zu haben.

Titelfoto: Montage: Marcus Brandt/dpa, Christian Charisius/dpa/Pool/dpa

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