Ein Schleuser nach dem anderen: Amtsgericht in Sachsen hat alle Hände voll zu tun!
Pirna - Es sind herzzerreißende Geschichten, doch auch schwerste Kriminalität, auf die Bundespolizisten entlang der A17 treffen. Sie ist als Teil der Balkanroute, eine der Hauptstrecken für Flüchtlinge und deren Schleuser. Für das Pirnaer Amtsgericht eine Belastungsprobe. Auch am gestrigen Dienstag wurden wieder drei Schlepper am Stück verurteilt.
Der Fall des Ukrainers Ihor B. (23) sorgte am 23. Juni für Entsetzen: Mit 17 Flüchtlingen, darunter drei Kleinkindern ungesichert im Transporter, raste er der Polizei davon, sprang auf der Autobahn aus dem fahrenden Wagen und überließ die Flüchtlinge ihrem Schicksal. Glücklicherweise wurde keiner verletzt.
"Ich brauchte dringend schnell einen größeren Geldbetrag", sagte der in Tschechien lebende Schweißer. "5000 Euro für eine Herzoperation meiner Mutter."
Wie so viele fand er das illegale Jobangebot im sozialen Netzwerk "TikTok", gab die gefährliche Schleusung ohne Umschweife zu und wurde unter Tränen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Nur wenige Schleuser kommen mit Bewährung davon
"Es gibt jetzt fast keine Bewährungsstrafen mehr", erklärt der Pirnaer Gerichtssprecher Andreas Beeskow (57).
Das liege daran, dass eine solche zweite Chance mittlerweile das Rechtsempfinden der Bevölkerung verletzen würde.
"Zwischen dem 1. Januar und 11. Oktober sind rund 270 Haftsachen bei uns gelandet. Der Großteil davon sind Schleuser. Im Vorjahr waren es 70 bis 80." So hat jeder Richter in Pirna im Schnitt drei Haftsachen auf dem Tisch. "Damit gelangen wir momentan an unsere Grenze, was Personal und Säle angeht."
Das Problem mit Haftsachen: In der Regel müssen sie in sechs Monaten abgearbeitet werden, sonst könnten die Verdächtigen wieder auf freien Fuß kommen.
Da hatte der zweite ukrainische Schleuser Yevhen N. (41) am gestrigen Dienstag nochmal Glück und kam für seine elf geschleusten Syrer mit einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung davon. Er hatte das Geld gebraucht, um seine Familie aus dem Krieg zu holen.
Zu zweieinhalb Jahren Haft (ohne Bewährung) verurteilte das Gericht wiederum Alexandru G. (22): Der Moldawier brauchte Geld für Hochzeit und seine schwangere Frau, gestand zwei Schleusungen.
Bei der letzten hatte er 14 Asylsuchende in einem Transporter, die meisten ohne Sicherung.
Titelfoto: Montage: Blaulichtreport Zittau, Daniel Förster