Vergewaltigung im betreuten Wohnen? Was mit Küssen begann, endet in U-Haft
Pirna - Was geschah wirklich im betreuten Wohnen? Die Staatsanwaltschaft wirft dem Heidenauer Florian F. (22) vor, am 27. September 2019 Michelle (23, Name geändert) auf ihrem Zimmer vergewaltigt zu haben. Der Angeklagte schildert jedoch eine andere Situation.
In Handschellen führte die Polizei Florian F. vor das Pirnaer Amtsgericht. Grund des martialischen Auftritts: Einen ersten Prozesstermin hatte er bereits geschwänzt, deshalb wurde er diesmal verhaftet.
Vor Gericht ist er sich keiner Schuld bewusst: Ohne von Michelles Behinderung zu wissen, habe er sie auf einer Dating-Plattform kennengelernt.
Ein erstes Treffen sei problemlos verlaufen, das zweite Mal habe man sich dann am Dresdner Blauen Wunder getroffen. Als das Wetter schlecht wurde, soll Michelle Florian auf ihr Zimmer eingeladen haben.
Florian gibt freimündig zu, die Frau geküsst und an den Brüsten berührt zu haben, aus seiner Sicht ohne Gegenwehr.
Erst als er ihr in den Schritt griff, soll sie plötzlich geschrien haben, dass er aufhören solle. Daraufhin habe er auch von ihr abgelassen und sei gegangen.
Kam es nur "wegen heftiger Gegenwehr" nicht zum Geschlechtsverkehr?
Die Staatsanwaltschaft sieht das anders: Nach Anklage konnte er nur wegen heftiger Gegenwehr keinen Geschlechtsverkehr mit ihr durchführen, hat sie dafür aber mit den Fingern penetriert.
Eine Betreuerin sagte aus, an dem Tag zwar Beschwerden über den Krach aus einem Nachbarzimmer, allerdings keine Auffälligkeiten bei Michelle mitbekommen zu haben.
Diese erstattete einen Tag später Anzeige, laut der vernehmenden Polizistin auf sehr nachvollziehbare Weise. Michelle selbst wiederum kam nicht zum Prozess.
Nun muss ein Fortsetzungstermin gefunden werden, der Haftbefehl gegen Florian F. wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.
Titelfoto: Peter Schulze