Tödliche Panne bei Ungeziefer-Begasung in Getreidemühle: "Das ist mir noch nie passiert!"
Bautzen - "Alle Fische sind tot!" Mit diesem Notruf meldete sich die Nedaschützer Forellenzucht am 8. Juni 2018 bei der Feuerwehr.
Tausende Forellen und Saiblinge trieben tot in den Becken im kleinen Ort bei Göda (Landkreis Bautzen). Ursache war die Begasung einer Getreidemühle im nahen Spittwitz, bei der Gift in das Flüsschen Schwarzwasser gelangt ist.
Der Chef der Mühle, Sebastian U. (32), und Schädlingsbekämpfer Uwe S. (60) mussten sich deshalb am Dienstag vor dem Amtsgericht Bautzen verantworten.
"In 33 Dienstjahren ist das noch nie passiert", sagt der Schädlingsbekämpfer. Er war mit der Begasung der Mühle mit Blausäure beauftragt.
Die Mühle wird von einer Spiralturbine mit Strom versorgt, die vom Wasser des Schwarzwassers angetrieben wird.
13,1 Tonnen Fische fielen dem Fehler zum Opfer
Diese lief auch während der Begasung und konnte nicht richtig abgeklebt werden. Uwe S. sah darin aber kein Problem. Der Bruder des angeklagten Mühlen-Chefs wollte die Turbine an dem Tag noch ausschalten, doch da lief die Begasung bereits. Die Mühle konnte also nicht mehr betreten werden. Das konnten erst die Gutachter zwei Tage später.
Dabei machten sie eben jene Turbine als Ursache für das Fischsterben aus. Dem fielen neben Fischen in den kleinen Gewässern ganze 13,1 Tonnen Fische in der nahegelegenen Zuchtanlage zum Opfer. Der im Strafprozess veranschlagte Schaden: 80.000 Euro.
Der Richter regte an, Mühlenbetreiber Sebastian U. freizusprechen, der sich darauf verlassen hatte, dass die Arbeiten von einer Fachfirma erledigt werden.
Begaser Uwe S. sollte wegen "leichter Fahrlässigkeit" zu einer Geldstrafe verurteilt werden. Das lehnte die Staatsanwaltschaft jedoch ab und will nun weitere Gutachter laden. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Montage: Rocci Klein, Ove Landgraf