Spur der Steine überführte ihn: Prozess gegen Mann, der eine ganze Straße geklaut hat
Görlitz - Die Tat war im wahrsten Sinne Schwerstarbeit. Jens B. (55) soll einen "Straßen-Raub" der besonderen Art hingelegt haben. Laut Anklage klaute der Gärtner 112 Tonnen Granit im Wert von 20.000 Euro. Er baute die Pflastersteine in Zittau einfach aus der Straße aus! Nun sitzt der Erfurter vorm Amtsrichter in Görlitz.
Auf einmal war die Ladestraße weg. Im Dezember 2021 fiel plötzlich auf, dass die Zufahrt am Güterbahnhof Zittau nur noch eine Sandwüste ist. Sämtliche Granitsteine fehlten - 112 Tonnen!
Zeugen hatten einen Laster und einen Minibagger gesehen. Die Ermittler fanden heraus, dass die Fahrzeuge gemietet waren. Die "Spur der Steine" führte auf einen Dreiseitenhof in Erfurt, wo Jens B. wohnte.
Im Dezember klickten dort Handschellen, kam der Gärtner in U-Haft. Dabei wurden auch Warnwesten und Jacken der Bahn beschlagnahmt, die zur "Tarnung" gedient haben sollen.
Und die Anklage wirft dem Mann noch mehr vor. So soll er 1000 Tonnen vom Güterbahnhof Chemnitz verhökert haben. Demnach kassierte er dafür schon 2000 Euro, lieferte aber nie.
Für die Justiz ist das Betrug. Zum Prozessauftakt schwieg der Angeklagte, der vor Jahren schon in Thüringen wegen Granitstein-Klau verurteilt wurde.
Aber sein Anwalt erklärte, Jens habe sich "nicht strafbar gemacht". So wären die genannten Fahrzeuge nicht ausreichend gewesen, um, wie in der Anklage beschrieben, die Steine innerhalb weniger Wochen auszubauen.
Angeklagter kommt wieder frei, muss aber Auflagen erfüllen
Nach dem ersten Prozesstag durfte Jens heimgehen. Der Richter setzte den Haftbefehl außer Vollzug. Trotz Fluchtgefahr. Der Thüringer lebte jahrelang in Mexiko, könnte theoretisch dorthin abtauchen.
Dem schob der Richter den Riegel vor: Er kassierte den Reisepass des Angeklagten ein, der sich außerdem zweimal pro Woche bei der Polizei zu melden hat.
Der Gärtner selbst ist zu neuen Geschäftsfeldern unterwegs. Er habe in der U-Haft ein Patent entwickelt, ließ er wissen.
"Heilen durch Frequenzen", erklärte sein Anwalt. Damit könnten Knochenbrüche behandelt werden. Fortsetzung folgt.
Titelfoto: Montage: Polizei, kmk