Rentnerin am Friedhof überfallen: Räuber jammert vor Gericht um Milde
Görlitz - In ein paar Wochen wird er Vater. Aber sein Baby wird er erstmal nicht im Arm halten können. Adrian B. (39) kassierte am Freitag wieder eine längere Haftstrafe.
Diesmal setzte es für den polnischen Schlosser drei Jahre und sechs Monate Knast. Er hatte in Rauschwalde (bei Görlitz) einer Frau die Handtasche geraubt.
"Ich war auf dem Weg zu meinen Eltern in die Gartensparte", erzählte Annette S. (56), die im Juli 2020 am Friedhof entlangging.
"Ich sang vor mich hin. Plötzlich wurde ich von hinten angegriffen." Adrian B. kam dort aus dem Gebüsch gesprungen, überfiel die Frau.
Der Täter hielt ihr Mund und Nase zu, nahm sie in den Schwitzkasten. Annette S. wehrte sich, beide gingen zu Boden. "Ich sah nur noch dunkelböse Augen", so die Frau, die vor lauter Angst anfing zu beten.
Der Räuber floh mit Tasche, Papieren, Schlüsseln, Handy und 140 Euro Bargeld. "Ich rannte ins nahe Krankenhaus. Ich hatte solche Angst", so die EU-Rentnerin, die bis heute Panikattacken und Albträume plagen.
Mehrfachtäter bleibt in Sachsen
Der mehrfach und auch einschlägig vorbestrafte Adrian war erst vier Wochen vor dem Überfall aus dem Knast in Polen entlassen worden.
"Eigentlich sollte ich noch zehn Monate Fußfesseln tragen. Aber das Genehmigungsverfahren dauerte." So ging er mit seiner Freundin nach Görlitz, fand aber keine Arbeit. Beide sammelten stattdessen an dem Tag Altglas.
"Ich war dort nur austreten. Da sah ich zufällig die Frau", so der Angeklagte, der sich bei Annette S. entschuldigte und das Gericht um Milde bat: "Ich möchte zurück nach Polen und zu meiner Familie."
Vorerst bleibt der Mehrfachtäter aber hier in Haft.
Titelfoto: LausitzNews/Jens Kaczmarek