Pärchen kümmerte sich um kranken Freund: Am Ende waren 40.000 Euro weg!
Bautzen - Bei Geld hört nicht nur die Freundschaft auf. Das Hantieren mit der Kohle von lieben Bekannten ist durchaus strafbar.
Die Lehre musste jetzt Reiner S. (69) ziehen. Er kümmerte sich um einen Freund (†56) und fand sich im Amtsgericht Bautzen wieder.
Laut Anklage veruntreuten der Schlossermeister und seine mitangeklagte Lebensgefährtin Dagmar H. (67) mehr als 118.000 Euro.
"Er war für mich wie ein kleiner Bruder", erinnert sich Reiner. "Und er hatte viele Probleme. Mit Frauen, Gesundheit, Zwangsversteigerung, Geld. Ich half ihm, wo ich konnte."
Reiner beantragte für ihn sogar eine Betreuung. "Aber die wurde abgelehnt", so der Angeklagte, der sich fortan per Generalvollmacht um seinen Kumpel kümmerte. "Krankengelder beantragen, Abfindung beantragen, er war sogar bei mir gemeldet", zählte Reiner auf.
Weil der Schlosser aber selber finanzielle Probleme hatte, eröffnete Dagmar eigens ein Konto für den Freund. "Ich habe mich damals um meine kranke Mutter gekümmert", so die Frau. "Mit dem Konto hatte ich nichts zu tun."
Reiner nickte: "Ja. Das habe alles ich gemacht."
Prozess in Dresden: Richter zeigte sich verständnisvoll
Aber er führte kein Buch, behielt sich für Aufwendungen manchen Euro und verlor "in der Zettelwirtschaft" (O-Ton des Richters) den Überblick.
Denn in der Auflistung seiner Einnahmen und Ausgaben, die Reiner dem Richter vorlegte, klaffte immer noch eine Lücke von 40.000 Euro.
"Eine Untreue-Absicht erkenne ich aber nicht", so der Richter, der Reiner zu 15 Monaten Haft verurteilte. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Das Verfahren gegen Dagmar wurde gegen eine Zahlung von 2000 Euro an den Bautzner Kunstverein eingestellt.
Übrigens: Das Ganze flog auf, als der Freund nach langer Krankheit starb, dessen Söhne ihn beerben wollten ...
Titelfoto: Montage Peter Schulze, IMAGO/Fotostand