Barockkirche aus Scheidungsfrust abgefackelt: Zündler muss neun Jahre hinter Gitter
Bautzen - Da halfen auch die abenteuerlichsten Ausflüchte nichts mehr: Am heutigen Dienstag verurteilte das Landgericht Maik H. (41) zu neun Jahren Haft. Die Kammer sah es als erwiesen an, dass er in der Nacht zum 4. August 2023 die Stadtkirche in Großröhrsdorf angezündet hatte.
Bei der Polizei gestand er den Anschlag, vor Gericht präsentierte er eine Räuberpistole. Der Beschuldigte erklärte: "Ich gebe zu, dass ich dort war. Mir würde es aber im Traum nicht einfallen, ein Gotteshaus anzuzünden." Zwei "tschechisch-russisch aussehende" Personen hätten ihn erpresst, wollten sich mit ihm nachts an der Kirche treffen.
Deshalb sei er am Tatort gewesen. Seine Brand- und Schnittverletzungen im Gesicht, der Flambierer in seinem Rucksack und die Blutspuren sprachen jedoch eine andere Sprache. Die Verteidigung will nun in Revision gehen.
Der Brand, dessen Schaden mittlerweile auf über 32 Millionen Euro geschätzt wird, sorgte über die Kleinstadt hinaus für Entsetzen. Auch, weil dabei der hölzerne Hochaltar von 1745 und die Madonna aus dem 15. Jahrhundert vernichtet wurden.
Nur ein Kreuz, eine Truhe und zwei Kerzen konnten aus der Sakristei gerettet werden.
Stefan Schwarzenberg: "Herr, erbarme dich"
"Ich bin mit meiner Frau hin und sah die brennende Kirche. Ich dachte 'Herr, erbarme dich'", sagte Stefan Schwarzenberg (59), Kopf der 1400 Mitglieder damals TAG24.
Der Bürgermeister Stefan Schneider (46) selbst hatte nachts den Knall gehört, als Maik H., nachdem er ein Fenster eingeschlagen und Benzin in das Gotteshaus gegossen hatte, dieses angezündet hatte. Das Motiv lag in der Scheidung von seiner Ehefrau damit einhergehenden Problemen mit den Kindern, die eine Kita der Gemeinde besuchten.
"Der Gemeinde wurde mit dem Brand der religiöse Mittelpunkt genommen. Ein bedeutendes Kulturdenkmal ist verloren", erklärte Staatsanwalt Peter Terres am Dienstag. Die Stadtkirche galt als eine der schönsten Barockkirchen der Oberlausitz. Vor zehn Jahren wurde das Gebäude erst innen und außen umfassend saniert.
Das beliebte Gotteshaus soll nun aber wieder aufgebaut werden. "Auf dem Kirchberg soll wieder eine Kirche stehen", erklärte der ehrenamtliche Kirchenvorstand Jens Großmann (61) noch vor Gericht.
Erstmeldung am 27. Februar, um 13.14 Uhr; letztes Update: 18.44 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: privat//Steffen Füssel//Holm Helis