Tödliche Messerattacke auf Polizisten, doch Angeklagter sieht "keinen Bedarf" für Therapie
Von Stefanie Järkel
Stuttgart/Mannheim - Ein Afghane verletzt im Mai 2024 sechs Menschen mit einem Messer - ein Polizist stirbt später an seinen Verletzungen. Nun äußerte er sich zum ersten Mal zur Tat.

Der Angeklagte sieht nach eigenen Angaben keine Notwendigkeit, sich therapeutisch helfen zu lassen. "Nee, sehe ich keinen Bedarf", sagte er auf eine entsprechende Frage des psychiatrischen Sachverständigen Johannes Fuß vor dem Oberlandesgericht Stuttgart.
Der Sachverständige soll sich später auch zur Frage der Schuldfähigkeit und der Frage einer möglichen Sicherungsverwahrung des Angeklagten nach einer Haft äußern.
Sulaiman A. ist unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der mittlerweile 26-jährige Afghane am 31. Mai 2024 bei dem Angriff in Mannheim sechs Menschen mit einem Messer verletzt.
Sulaiman A. will sich im Verlauf des Verfahrens zur Tat und den Vorwürfen gegen ihn äußern. Er werde sich auch zu seiner Religion äußern, sagte Küster.
Es sei seinem Mandanten sehr wichtig, selbst auszusagen. "Ich glaube, man möchte sich vielleicht immer noch als Mensch darstellen." Die Tat selbst werde man nie erklären können.
Vater Teppichhändler, Mutter Hausfrau

Am zweiten Verhandlungstag erzählte Sulaiman A. von seiner Kindheit in Herat, einer Großstadt in Afghanistan, von seinem Vater, der als Teppichhändler arbeitete und seiner Mutter, die Hausfrau war. Seine Eltern hätten beide nicht lesen und schreiben können.
"Angst hatte ich vor Entführungen, vor Messerattacken", sagte A. Hunger habe er auch gehabt. "Wenn wir einen Monat gut gelebt hatten, dann hatten wir zwei Monate nicht so viel Geld, nicht so viel zu essen."
Doch als der Richter ihn fragte, wie es ihnen im Vergleich zu anderen Familien gegangen sei, sagte er: "Uns ging es gut." Drei seiner Geschwister leben heute ebenfalls in Deutschland.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa