Leipziger Architekt (50) wegen mehrerer Schleusungen vor Gericht: "Ich bereue die Taten"
Leipzig/Görlitz - Finanzielle Probleme haben einen Leipziger Architekten (50) zum Schleuser gemacht.
Der 50-Jährige gestand zum Prozessauftakt am Mittwoch am Landgericht Görlitz, im Sommer 2023 sechsmal Migranten aus der Slowakei abgeholt und mit angemieteten Kleintransportern über Polen nach Deutschland gebracht zu haben.
Als Motiv nannte er Schulden, bestritt aber den Vorwurf bandenmäßigen Handelns. "Ich bereue die Taten."
Laut Anklage brachte er zwischen Mitte Juli und Ende August 2023 insgesamt mehr als 150 Menschen illegal über die Grenze, in einem Fall saßen 50 Personen ungesichert auf der Ladefläche.
Er habe die Gefahr schwerer oder auch tödlicher Verletzungen bei Brems- und anderen Fahrmanövern "zumindest billigend in Kauf genommen". Seine Auftraggeber hätten ihm insgesamt 10.000 Euro gezahlt.
Wohnung in Leipzig zwangsgeräumt, Leben von Bürgergeld
Die Geschäfte seien schlecht gelaufen, er habe nur ab und zu einen Auftrag gehabt, berichtete der Angeklagte. Er habe keine Rücklagen gehabt, aber 60.000 Euro Schulden beim Finanzamt, und nachdem sich seine Frau mit beiden Kindern von ihm getrennt hatte, seien zu Gläubiger- auch Unterhaltsforderungen gekommen.
Nach seinen Angaben tingelte er mit einem umgebauten Kleinbus durch Europa und bot Mitfahrgelegenheiten an.
Eines Tages sei ein Mann zugestiegen, der ihm ein "zweites Business" anbot, erzählte er weiter. Eine Woche später wurde er danach in Polen beim Schleusen erwischt, kam aber mit Bewährung davon. In Ungarn erhielt er dann eine Haftstrafe und wurde nach einem Jahr abgeschoben.
Seine Wohnung in Leipzig war zwangsgeräumt, er lebte von Bürgergeld - und Schleusungen. Seit Ende August ist er in Untersuchungshaft, der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.
Titelfoto: Danilo Dittrich