"Kripo live" über den Prozess gegen Lina E.: Urteil "im Bereich des Erwartbaren"

Leipzig/Dresden - Nach den Ausschreitungen am Samstag in Leipzig im Zuge der angekündigten "Tag X"-Demos hat "Kripo live" am Sonntag noch einmal den sogenannten "Antifa Ost"-Prozess gegen Lina E. (28) und drei weitere Angeklagte aufgegriffen und aus einer neuen Perspektive betrachtet. Im Fokus dabei: das Verhalten der Hauptangeklagten sowie die Taktik der Verteidigung.

Lina E. (28, Mitte) am Mittwoch bei der Urteilsverkündung im Oberlandesgericht Dresden. Die Studentin wurde zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
Lina E. (28, Mitte) am Mittwoch bei der Urteilsverkündung im Oberlandesgericht Dresden. Die Studentin wurde zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.  © Sebastian Kahnert/dpa

Lina E. wurde im November 2020 in Leizpig festgenommen. Der Vorwurf: Mitgliedschaft und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung.

Zusammen mit ihren Mitangeklagten soll sie sechs Überfälle auf Rechtsradikale in Leipzig, Eisenach und Wurzen begangen und eine weitere Tat vorbereitet haben.

Zu den Vorwürfen schweigt die heute 28-Jährige während des Prozesses. Was vielen Beobachtern jedoch auffiel: Ihr lockeres Auftreten gegenüber Prozessbesuchern.

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Eine vollkommen menschliche Reaktion, wie es Journalist Edgar Lopez beschreibt. Er hatte den Prozess im Auftrag des MDR begleitet.

"Sie hat natürlich den Kontakt gesucht zu ihren Unterstützern, vor allem Freunden und Angehörigen, die im Publikum waren", erklärt Lopez. "Da wurden natürlich dann immer wieder Sympathiebekundungen ausgetauscht. Das ist vollkommen menschlich, solche Reaktionen."

"Antifa Ost"-Prozess: Journalist beschreibt die Taktik der Verteidigung

Über mehrere Monate hatte die linke Szene für die sogenannte "Tag X"-Demo nach dem Urteil mobil gemacht. Am Samstag war es in Leipzig schließlich zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.
Über mehrere Monate hatte die linke Szene für die sogenannte "Tag X"-Demo nach dem Urteil mobil gemacht. Am Samstag war es in Leipzig schließlich zu Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.  © Robert Michael/dpa

Dass die vier Angeklagten indes zu den Taten schweigen, sich nicht dazu bekennen, obwohl sie in der linken Szene dafür gefeiert werden, habe indes mit der Taktik der Verteidigung zu tun gehabt.

"In diesem Verfahren hat sich eigentlich von Anfang bis Ende nichts an der Strategie der Verteidiger geändert", so Edgar Lopez. "Sie haben klar gesagt, dass sie mit den Vorwürfen nicht einverstanden sind, dass sie an die Unschuld ihrer Mandanten glauben und so haben sie es bis zum Ende durchgezogen."

Auch dass der eigentlich für vier Monate geplante Prozess letztlich fast zwei Jahre andauerte, sei eine Folge dieser Taktik gewesen. Die Verteidiger hätten jedes Indiz genau unter die Lupe genommen und in Frage gestellt und damit letztlich durchaus Erfolg gehabt. "Weil sie zwei Angeklagten in zwei Fällen ein Alibi verschaffen konnten, was so vorher einfach nicht auf dem Tisch lag."

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Lina E. wurde schließlich dennoch zu fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Strafen für die anderen Angeklagten fielen geringer aus. "Das geforderte Strafmaß von acht Jahren durch die Bundesanwaltschaft haben einige Leute schon damals für zu hoch erachtet. Diese fünf Jahre und drei Monate, die sie letzten Endes gekriegt hat, liegen vollkommen im Bereich des Erwartbaren", kommentiert der MDR-Journalist.

Die Verteidigung hat gegen das Urteil bereits Revision angekündigt. Lina E. befindet sich inzwischen gegen Auflagen auf freiem Fuß. Ihre Strafe muss sie erst verbüßen, wenn das Urteil rechtskräftig ist.

Titelfoto: Montage: Sebastian Kahnert/dpa + Robert Michael/dpa

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