Kaum Spuren hinterlassen! Ist dieser Finanzwirt ein Meister-Ganove?
Görlitz - Ist das der Geist der Lausitz? Seit Donnerstag muss sich Michael H. (40) vor dem Görlitzer Landgericht verantworten. Elfmal soll der Finanzwirt in Einfamilienhäuser in Lausitzdörfer eingebrochen sein, dazu kommen noch einige Versuche und ein Autoklau.
Ab 28. Januar begann die unheimliche Serie: Fast spurlos verschwanden Wertgegenstände und Bargeld aus Einfamilienhäusern. Die Ermittler sind sich sicher: Dahinter steckt Michael H. Der wiederum sagt zu den Vorwürfen kein Wort.
Dafür sprachen die Opfer der Serie: "Ich war hinter dem Haus", so eine Witwe (75) aus Hochkirch. "Ich hatte die Tür zugezogen, aber nicht abgeschlossen. Als ich wiederkam, stand sie offen. Erst später merkte ich, was alles fehlte." Eine Münzsammlung und eine 100-Euro-Sondermünze des verstorbenen Mannes, mehrere Uhren, Schmuck, eine Spardose aus der Küche.
Michael H. ist auch wegen Betrugs angeklagt, weil er die Münzen einem Leipziger Juwelier angeboten haben soll. "Eigentlich alle Wertsachen aus drei Räumen", so die Rentnerin.
Unheimlich: Der Einbrecher hatte die Münzen einzeln aus ihren Etuis entnommen, diese verschlossen wieder so hingelegt, wie sie vorher waren. Bis auf die offene Tür war auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu sehen.
Einbrecher hinterließ kaum Spuren
Ebenso bei Thomas S. (64) in Demitz-Thumitz: "Meine Tochter hat mir Geld gegeben. Das wollte ich ins Portemonnaie tun", sagte er. "Da habe ich gesehen, dass das leer war!"
Dann fiel auf, dass die Spardose mit dem Urlaubsgeld fehlte. Die Familie durchsuchte nun das Haus.
"Im Wohnzimmer hatte ich die Erinnerungsstücke an meinen verstorbenen Vater in einem Schrank", so der Zeuge. "Da war alles leer, aber die Verpackungen lagen verschlossen genauso da wie zuvor. Das tut schon weh."
Lediglich fehlende Fliegengitter an einem Kellerfenster zeugten von einem Einbruch. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Eric Hofmann