Wie bei Kain und Abel: Wenn er und sein Bruder aneinandergeraten, fliegen die Fetzen

Pirna - Sie sind Halbbrüder. Aber Johannes "Jonny" H. (62) und Christoph S. (66) sind beinahe wie Kain und Abel. Auf dem gemeinsam geerbten elterlichen Hof in Neustadt/Sachsen fliegen laut der Nachbarschaft oft die Fetzen. Jetzt muss sich Jonny vor dem Amtsgericht Pirna verantworten, weil er Christoph angeblich nach dem Leben trachtete.

Johannes "Jonny" H. (62) ist stinksauer auf seinen Bruder Christoph und wohnt seit einigen Wochen bei Freunden.
Johannes "Jonny" H. (62) ist stinksauer auf seinen Bruder Christoph und wohnt seit einigen Wochen bei Freunden.  © Thomas Türpe

"Alles Lügengeschichten und Falschaussagen", polterte der Angeklagte zum Prozessauftakt.

Laut Anklage brüllte Jonny im Oktober seinen Bruder an: "Ich mache dich tot." Christoph floh im Golf auf die angrenzende Weide. Jonny rannte hinterher, schlug mit einem Zaunpfahl aufs Auto.

Und als die Polizei kam, erklärte er, Christoph habe seinen Bruder im Auto über die Weide gejagt. Christoph musste daraufhin sogar seinen Führerschein für sieben Monate abgeben!

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Jonny blieb bei seiner Version: Sein Halbbruder habe ihn sogar mehrfach angefahren, den Weidezaun demoliert. "Der Terror geht seit Jahren", schimpfte er lauthals. "Der nagelt mir Türen zu, schneidet Kabel durch, richtet das Luftgewehr gegen mich."

Nachbarin berichtet: Christoph S. hatte Angst vor seinem Bruder

Eine Nachbarin dagegen bekam die nächtliche Aktion im Oktober mit und bestätigte, dass Jonny der Angreifer war. "Christoph hat Angst vor ihm", sagte sie. Ihr Mann ergänzte: "Mein Eindruck war, dass er Christoph mal wieder nicht auf den Hof lassen wollte." Nachbars registrieren seit Jahren Zoff zwischen den Brüdern. "Sie standen sich schon mit Cuttermessern gegenüber", so die Nachbarin.

Auch der Polizei fiel auf, dass die Brüder sich wie Hund und Katze benehmen. So wurde Christoph damals zur Blutentnahme mitgenommen, wieder heimgefahren, stieg aber nur nach "gutem Zureden" aus dem Polizeiauto. Christoph sei "geknickt, in sich gekehrt" gewesen. Während Jonny lautstark tobte, warum der Bruder überhaupt zurückgebracht wurde. Zur Aussage im Prozess kam Christoph nicht.

Nun soll die Polizei ihn zum nächsten Verhandlungstag vorführen. Urteil folgt.

Titelfoto: Thomas Türpe

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