Freispruch für den Busfahrer: Ein Hirntumor verursachte diesen tödlichen Unfall
Grimma - Er fuhr in Schlangenlinien und rammte eine Apothekerin in den Tod: Fast drei Jahre nach dem schweren Verkehrsunfall mit einem Schulbus im Muldental ist dessen Fahrer am gestrigen Montag vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden.
Mehr als ein halbes Jahrhundert war Rudolf N. (78) Busfahrer, erst angestellt, nach der Wende dann mit eigenem Unternehmen. Ob Reise- oder Schülerverkehr - der Nerchauer galt als zuverlässiger Chauffeur und Unternehmer.
Das änderte sich am Morgen des 28. Mai 2019. Nach dem Einsatz im Schülerverkehr war Rudolf N. mit dem leeren Bus auf der Rückfahrt zum Depot. Dass er von der A14 abfuhr, daran konnte sich der Angeklagte am Montag vor dem Amtsgericht Grimma noch erinnern. Dann setzte bei ihm ein Blackout ein, erklärte er.
Mit schlimmen Folgen: In Schlangenlinien fuhr der Bus auf der B107 entlang und rammte einen entgegenkommenden Hyundai von der Fahrbahn.
An dessen Steuer: die Grimmaer Apothekerin Astrid P. (58), die gerade Medikamente ausfuhr. Sie wurde in ihrem Kleinwagen, der sich überschlug und im Graben landete, schwerstverletzt eingeklemmt.
Zehn Tage später starb sie im Krankenhaus an den Folgen.
Mediziner halten epileptischen Anfall für wahrscheinlich
Was damals niemand wusste: Rudolf N. hatte einen unentdeckten Hirntumor.
Der Neurochirurg, der ihn später operierte, und ein Neurologe sagten im Prozess als Sachverständige aus. Beide Mediziner halten es für wahrscheinlich, dass der Busfahrer am Steuer einen epileptischen Anfall erlitt, deshalb kurzzeitig sein Bewusstsein verlor.
Der Prozess endete deshalb mit einem Freispruch, den letztlich auch die Staatsanwaltschaft beantragt hatte.
Hinters Steuer darf Rudolf N. nicht mehr. Sein Unternehmen führt er indes auch mit nunmehr 78 Jahren weiter.
Titelfoto: Montage: Frank Schmidt