Von Fichte erschlagen: Bester Freund nach tödlichem Baum-Drama schuldig gesprochen

Pirna - Mehr als 20 Jahre lang fällte Familienvater und Waldbesitzer Udo B. (†57) mit seinen besten Freunden immer wieder Bäume im Wald. Doch im vorigen Jahr endete der unbeschwerte Männerausflug in einer Tragödie. Und wurde ein Fall fürs Pirnaer Amtsgericht.

Die Richterin verwarnte Kai F. (55) wegen fahrlässiger Tötung. Die eigentliche Strafe für ihn ist eine andere: der Verlust seines besten Freundes Udo.
Die Richterin verwarnte Kai F. (55) wegen fahrlässiger Tötung. Die eigentliche Strafe für ihn ist eine andere: der Verlust seines besten Freundes Udo.  © Steffen Füssel

Udo B. arbeitete damals auf dem Bau und nebenbei als Landwirt, bewirtschaftete seinen eigenen kleinen Wald. Dafür hatte er einen Sägeschein - und richtig gute Freunde.

Waren mal wieder Fichten vom Borkenkäfer befallen, halfen Kai (55), Thomas (55) und Bert (55) ohne zu zögern. Dann fuhren sie am Wochenende alle zusammen vom Heimatdorf Stürza (372 Einwohner) aus in den Wald.

"Wir haben alles zusammen gemacht, uns gegenseitig geholfen", so Kai zur Amtsrichterin. Im Mai 2023 war alles wie immer - nur vielleicht etwas windiger als sonst.

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Es wurde gesägt, verladen, entästet. Kai hantierte mit der Motorsäge, um einen Baum zu fällen. Dann geschah das Unglück: Udo lief unbemerkt in den Fällbereich hinein.

Die Fichte neigte sich bereits in seine Richtung, doch durch den Gehörschutz konnte Udo die warnenden Schreie seiner Freunde nicht hören. Die Krone einer Käferfichte (31,6 Meter hoch, 44,5 Zentimeter Durchmesser) erschlug ihn sofort.

Diese Fichte erschlug den Unglücklichen. Für seine Freunde eine echte Tragödie.
Diese Fichte erschlug den Unglücklichen. Für seine Freunde eine echte Tragödie.  © privat

Fahrlässige Tötung: Sicherheitsbereich hätte frei sein müssen

Trotz aller Bemühungen seiner Freunde konnte das Leben von Udo B. (†57) nicht gerettet werden. Bestatter holten das Unfallopfer aus dem Wald.
Trotz aller Bemühungen seiner Freunde konnte das Leben von Udo B. (†57) nicht gerettet werden. Bestatter holten das Unfallopfer aus dem Wald.  © privat

"Wir sind alle gleich zu ihm hingerannt. Ich habe ihn freigesägt und hervorgezerrt", erinnerte sich der wegen fahrlässiger Tötung Angeklagte Kai nun vor Gericht.

Wiederbelebungsmaßnahmen hatten keinen Erfolg. Ein Rettungshubschrauber hob ohne Udo wieder ab.

Wie und warum der erfahrene Baumfäller im kritischen Moment in den Fällbereich lief? Das konnten sich weder der angeklagte Kai noch Thomas, Bert und andere Zeugen erklären.

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Fakt ist: Sie bemerkten ihren alten Freund viel zu spät. Zumindest Kai, der die Fällung durchführte, hätte sichergehen müssen, dass der Sicherheitsbereich (doppelte Baumlänge) wirklich frei ist, urteilte die Richterin.

Das tat er nicht und wurde eineinhalb Jahre nach dem Tod seines besten Freundes der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Und verwarnt - er muss 60 Sozialstunden ableisten und bei Nichteinhaltung der Auflagen 1200 Euro Strafe bezahlen.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, privat

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