Ex-Junkie spuckt Lieferfahrer an: Vor Gericht kommen ihm die Tränen

Pirna/Heidenau - Auf der Straße markierte er noch den strammen Max: Weil ein bulgarischer Lieferant nicht so fuhr, wie es ihm passte, beleidigte Sebastian G. (46) ihn rassistisch, schlug zu, spuckte ihn an. Vor Gericht brach der Ex-Junkie in Tränen aus - und kam mit einer Verwarnung davon.

Sebastian G. (46) kam mit einer Verwarnung davon.
Sebastian G. (46) kam mit einer Verwarnung davon.  © Simone Lauritz

Laut Anklage war G. im März dieses Jahres auf der Hauptstraße in Heidenau unterwegs, auf der auch Yussuf Y. (39) an diesem späten Nachmittag arbeitete.

Der Bulgare fuhr fix rechts ran, um Essen auszuliefern. Offenbar zu fix für den Geschmack des Angeklagten. Der 46-Jährige hupte und schrie: "Fahr dein Auto weg, du scheiß Ausländer!"

Yussuf plärrte zurück: "Ich mache nur meinen Job!", woraufhin G. ausstieg, zuschlug, spuckte und nochmal "du scheiß Ausländer!" schrie.

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Vorm Amtsgericht Pirna erschien am gestrigen Mittwoch aber kein aggressiver Muskelberg: "Ich bin aufgeregt, habe nicht geschlafen", sagte G. mit zittriger Stimme - und räumte die Tat ein.

Eine Werkstattrechnung sei höher ausgefallen, als gedacht. Auch habe er sich kurz zuvor mit Freundin Juliane gestritten. Und: G. leidet unter impulsivem ADHS, bekommt deshalb Medikinet verschrieben. Seine Tabletten hatte er wohl nicht genommen.

Sebastian G. weint vor Gericht und kommt mit einem blauen Auge davon

Ein Essenslieferant in Heidenau wurde im März rassistisch bepöbelt, bespuckt und angegriffen. (Symbolfoto)
Ein Essenslieferant in Heidenau wurde im März rassistisch bepöbelt, bespuckt und angegriffen. (Symbolfoto)  © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Obendrein berichtete Betreuer von G. vor Gericht von dessen bewegtem Leben: 24 Jahre lang habe er eine steile Drogenkarriere hingelegt, steht seit 2017 deshalb unter Betreuung.

2022 dann der halbjährige Entzug - mit Erfolg. G. suchte sich sogar seelischen Beistand im Bannewitzer Kloster. "Er ist einer der wenigen Klienten, die es geschafft haben", so sein Betreuer. G. schluchzte.

Weil er bereits 1000 Euro Schmerzensgeld freiwillig an Y. zahlte - und Richterin Wiedmer "alle Hühneraugen zudrückt" - wurde das Verfahren gegen Zahlung von 600 Euro eingestellt.

Titelfoto: Bildmontage: Simone Lauritz, IMAGO/Michael Gstettenbauer

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