Drohen, erpressen, betrügen: Gianluca erzählt vor Gericht Märchen
Bautzen - Um an Geld zukommen, hatte Gianluca S. (25) eine ganz fiese Masche drauf. Er zockte einfach einen Kollegen (44) ab, indem er ihm weismachte, er habe Unfallflucht begangen. Den Crash hat es nie gegeben. Aber Gianluca ergaunerte fast 10.000 Euro. Nun saß der Arbeitslose wegen Betruges auf der Anklagebank im Amtsgericht Bautzen.
Selten war ein Richter von den Worten "Ich will mal ehrlich sein" so genervt. Aber das lag daran, dass Gianluca diesem Halbsatz ständig eine Lüge folgen ließ und versuchte, den Juristen hinters Licht zu führen.
Angeblich war ein Motorradkumpel von besagtem Kollegen im Auto beim Überholen in den Graben gedrängt worden.
Gianluca will anhand der Autobeschreibung sofort gewusst haben, wer der Verursacher war, habe seinem Motorradfreund helfen wollen und für ihn über Wochen Arztrechnungen, Reparaturkosten, Schmerzensgeld und "Schweigegeld" abkassiert.
Selbstverständlich will Gianluca nicht gewusst haben, dass der Erpresste gerade unter Bewährung stand. "Ich konnte mich an keinen Unfall erinnern", so das Opfer.
"Aber ich war damals so labil, mit den Nerven fertig." Vor lauter Angst, vielleicht doch noch ins Gefängnis zu müssen, zahlte er. Der Kollege aus der Abrissfirma borgte sich Geld bei anderen Kollegen, seinen Eltern und dem Chef. Erst später, viel später vertraute er sich ihnen an, dann wurde die Polizei eingeschaltet.
Nach anfänglicher Lügerei gesteht der Angeklagte doch
Gianluca blieb im Prozess aber erst mal bei seiner Räuberpistole. Als er auch noch dem Amtsrichter irgendeinen Namen eines angeblichen "Unfallopfers" auf die Nase binden wollte, schlug der mit der Faust auf den Tisch. "Überlegen Sie mal genau, was sie hier erzählen!", fuhr er den Angeklagten an.
Und siehe da: Plötzlich gab Gianluca alles kleinlaut zu. Demnach habe es "einen erhöhten Finanzbedarf" gegeben, um Drogen zu konsumieren. Und er gestand außerdem, versucht zu haben, von einem Fahrlehrer 3000 Euro zu erpressen. Anderenfalls würde er ihn diskreditieren. Allerdings ging das Opfer sofort zur Polizei.
Insgesamt bekam Gianluca dafür 34 Monate Haft. Glück für ihn: Die Einzelstrafen, beide unter zwei Jahren, wurden jeweils zur Bewährung ausgesetzt. Er muss dafür 200 Arbeitsstunden leisten und zum Bewährungshelfer.
Titelfoto: Peter Schulze