Chaos-Prozess um geklaute Straße: War doch alles ganz anders? Richter stoppt Verhandlung
Görlitz - Beißt die sächsische Justiz hier im wahrsten Sinne auf Granit?
Am dritten Verhandlungstag gegen den Gärtner Jens B. (55), der in Zittau tonnenweise Pflastersteine geklaut haben soll, platzte der Prozess am Amtsgericht Görlitz! Der Richter ordnete Nachermittlungen an.
Eigentlich ist der Fall selbst skurril genug: In der Adventszeit 2021 verschwand am Güterbahnhof Zittau die komplette Ladestraße, außerdem ein am Baustellenrand abgelegter Haufen Pflastersteine. Insgesamt 112 Tonnen Granit.
Die zuständige Bundespolizei ermittelte, dass auf besagter Baustelle ein Herr mit DB-Weste erschien, dort agierte und er obendrein Bagger und Transporter für den Abtransport gemietet hatte.
Die Spur führte die Fahnder nach Erfurt zu Gärtner Jens B. Der hat schon eine Vorstrafe, weil er in Thüringen mehr Steine weggebaggert hatte, als er durfte.
Jens B. kam in U-Haft, seit Anfang Juni wurde verhandelt. Obendrein warf ihm die Anklage vor, er hätte Steine angeboten, Anzahlungen erhalten, aber nie geliefert.
Prozess geplatzt: Richter ordnet Nachermittlungen an
Der Angeklagte, inzwischen aus der U-Haft entlassen, hatte für alles eine Erklärung. So habe zum Beispiel der wahre Eigentümer nichts gegen den Rückbau gehabt. Kurz: Es gab weder Diebstahl noch Betrug.
Nun zog der Vorsitzende Richter vorerst die Notbremse. Denn in der Akte sind angeblich zu viele Fragen offen: so zur genauen Menge der angeblich gestohlenen Steine, dem Wert und Verbleib.
Das muss die Staatsanwaltschaft nun nachermitteln lassen. Erst dann kann der Fall neu verhandelt werden. Wann, steht in den Sternen.
Titelfoto: Ove Landgraf, Polizei