Anklage! Chemnitzer Tankstellen-Räuber entführten Affen aus Leipziger Zoo

Leipzig/Chemnitz - Es war der wohl außergewöhnlichste Entführungsfall des Jahres: In der Nacht zum Ostersonntag brachen Kriminelle ein Primatenhaus im Leipziger Zoo auf und kidnappten die Bartaffendame Ruma (15). Jetzt erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen Ukrainer (17) und einen Russen (19). Ihre Selfie-Sucht hatte sie verraten.

Bartaffen-Dame Ruma (15) wurde in der Nacht zu Ostersonntag aus dem Leipziger Zoo entführt – und vier Tage später in einem Park ausgesetzt.  © Zoo Leipzig

Zusammen mit einem weiteren Ukrainer (20) sollen die beiden nach Erkenntnissen der Ermittler eine Bande gebildet haben, der in einer aktuellen Anklage schwerste Raubüberfälle in der Region Chemnitz zugeschrieben werden, unter anderem auf Tankstellen.

Was die in Limbach und Chemnitz lebenden Migranten dazu gebracht hat, kurzzeitig das kriminelle Genre zu wechseln und einen Affen zu entführen, ist das große Geheimnis in dem jetzt am Jugendschöffengericht Chemnitz anhängigen Verfahren.

"Bislang haben sich die Beschuldigten nicht eingelassen", erklärte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart (60) auf TAG24-Anfrage.

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Fest steht laut Anklage: Am 30. März versteckten sich die offenbar als normale Besucher in den Zoo gelangten Ganoven abends auf dem weitläufigen Tierpark-Gelände und ließen sich einschließen.

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Affendame tagelang in Chemnitzer Garage versteckt

Diese rückwärtige Tür der Bartaffen-Anlage brach ein Täter nachts auf und scheuchte die Affendame auf die Freianlage, wo sie ein Komplize einfing.  © Ralf Seegers

In der Nacht brachen sie dann eine Gehegetür der Affenanlage auf und scheuchten die Bartäffin auf die Freianlage, wo Ruma offenbar professionell mit einem Kescher eingefangen wurde.

Mit dem Affen im Sack verließen die Kidnapper den Zoo durch die Ausgangs-Drehtür. Mit einem BMW ging es dann nach Chemnitz, wo der Affe in eine Garage verfrachtet wurde.

Hier sollen auch die Selfies entstanden sein, die der Ukrainer und der Russe mit dem seltenen Tier machten. Die Bilder entdeckten Ermittler im Sommer auf den Handys der Bande, die nach einer Raubserie dingfest gemacht worden war.

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Nachdem der Bartaffe offenbar tagelang in der Garage campieren musste, brachten ihn die Kriminellen am 4. April nach Leipzig zurück und setzten ihn in einer Parkanlage aus. Auch dieses Verhalten gehört zu den bislang ungelösten Rätseln in dem Fall.

Bekamen die Entführer am Ende 'kalte Füße'?

Nachdem Ruma in einer Reudnitzer Parkanlage ausgesetzt wurde, saß sie verängstigt in diesem Baum. Später wurde sie von Tierpflegern eingefangen.  © Zoo Leipzig/DPA

Ob die Gangster aufgrund der Öffentlichkeitsfahndung nach Ruma "kalte Füße" bekamen oder ein möglicher Auftraggeber des Affen-Diebstahls abgesprungen ist – die monatelang geführten Ermittlungen brachten laut Burghart hierzu keine Erkenntnisse.

Der Affe jedenfalls wurde von einem Jogger entdeckt und konnte von seinen Pflegern unverletzt eingefangen werden.

Da einer der Angeklagten noch Jugendlicher ist, wird der vom Amtsgericht Chemnitz noch nicht terminierte Prozess wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Laut Staatsanwaltschaft lauten die Anklagevorwürfe gegen das Trio unter anderem auf schweren Bandendiebstahl und schwere räuberische Erpressung.

Die Affenentführung, die als Diebstahl angeklagt ist, wird nur den zwei jüngeren Verdächtigen angelastet. Dem 20-jährigen Ukrainer konnte laut Staatsanwaltschaft in diesem Fall keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden.

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