Abgefackelte Kirche in Großröhrsdorf: Angeklagter will "die Welt besser machen"
Bautzen/Großröhrsdorf - Der Prozess gegen den mutmaßlichen Brandstifter von Großröhrsdorf hat begonnen.
Am Landgericht Bautzen wird seit Montag gegen Maik H. (41) verhandelt. Er soll die Stadtkirche im August 2023 angezündet haben. Die im Jahre 1736 eingeweihte Kirche brannte völlig aus.
Maik H. bestreitet die Tat, nutzte die Anklagebank regelrecht als Kanzel für seine "Predigt": "Ich bin ein Mensch, der die Welt besser machen möchte. Gott ist bei mir", so der Lausitzer zum Auftakt.
Zahlreiche Anwohner der Kleinstadt saßen im Saal, wollten hören, warum ihre Kirche abbrennen musste.
Laut Anklage warf Maik damals ein Fenster in Höhe des Altars ein, verkippte Benzin und zündete es an. Durch die Verpuffung versengte er sich die Augenbrauen, wurde durch herumfliegende Glasscheiben im Gesicht verletzt. Die Flammen fraßen sich durch Orgel, Altar, Kanzel, Gestühl und Empore.
Augenzeugen berichteten später, dass die Kirchenglocken gespenstig läuteten, ehe die Kirchturmspitze in sich zusammenfiel.
Zwar waren zahlreiche Feuerwehren zügig vor Ort, konnten aber den Bau nicht mehr retten. Der Schaden wird bisher mit 32 Millionen Euro beziffert. Besonders bitter: Erst 2018 war die Sanierung der Stadtkirche Großröhrsdorf beendet worden.
Angeklagter spricht von Ex-Frau und will Welt besser machen
Tage später ging Maik H. den Fahndern ins Netz, gestand die Tat, widerrief aber sein Geständnis. Und bleibt dabei: "Warum soll ich die Kirche anzünden? Warum soll ich den Ort anzünden, an dem mein Glauben bestätigt wird? Wo ich so viel Kraft und Trost finde?", fragte er den Richter.
Immerhin: Er sei da gewesen. Gezwungen, von zwei "tschechisch-russisch aussehenden" Personen, die ihm gedroht hätten, seinen Kindern würde was passieren, wenn Maik den Männern nicht zeigen würde, wo seine Ex-Frau lebt. Treffpunkt wäre nachts um 1 Uhr die Kirche gewesen.
Angeblich habe seine Ex-Frau Schulden bei einem der unbekannten Männer. Überhaupt sprach Maik viel über seine Ex-Frau und deren Familie. Sie habe ihn verlassen, betrogen und belogen.
"Ist das Recht? Fragte doch schon der Prophet", referierte der Angeklagte, der jammerte, in den letzten drei Jahren viel erlebt zu haben ("Einen Steinschlag im Auto"), aber durch Gott auf dem rechten Weg geblieben ist. Er habe vor, einer Bruderschaft beizutreten, um anderen Menschen in der Welt den Weg zum Glauben zu zeigen.
"Ich bin eben ein Mensch, der die Welt besser machen möchte", wiederholte er.
Der Prozess wird fortgesetzt. Das Urteil steht für den Angeklagten schon fest: "Von Gott werde ich freigesprochen!" TAG24 bleibt dran.
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Steffen Füssel