Junge entführt und an Parkbank geklebt: Jetzt geht es vor Gericht!

Aschersleben - Vergangenen Oktober wurde der dreizehnjährige Fynn beim Gassigehen entführt und an einer Parkbank festgeklebt. Einer der zwei Täter sei laut dem Jungen sein ehemaliger Nachbar gewesen.

Die Mutter des dreizehnjährigen Fynns postete mit diesem Bild, welches die Verletzungen ihres Sohnes zeigt, einen Zeugenaufruf auf Facebook.
Die Mutter des dreizehnjährigen Fynns postete mit diesem Bild, welches die Verletzungen ihres Sohnes zeigt, einen Zeugenaufruf auf Facebook.  © Screenshot/Facebook/Melanie Pa

Die Staatsanwaltschaft hat gegen Ex-Nachbar Horst W. (49) nun Anklage wegen Freiheitsberaubung erhoben, berichtet "Bild".

Der Angriff auf den Jugendlichen sei Konsequenz eines zweijährigen Nachbarschaftsstreits gewesen.

Beide Parteien hatten sich in der Zeit gegenseitig wegen Sachbeschädigungen, Morddrohungen und Brandstiftungen angezeigt.

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Fynns Familie ist anschließend in ein anderes Viertel gezogen.

Trotzdem wurde der Junge nach dem Umzug noch zweimal angegriffen.

Erst entführt, dann bestohlen

Beim ersten Angriff auf jeden Jungen war dieser mit seinem Jack-Russell-Terrier Rocky unterwegs. Sowohl er als auch der Hund wurden von zwei Personen in einen Kofferraum gesperrt und entführt. Danach wurde Fynn mit Sekundenkleber an die Stahlstreben einer Parkbank geklebt und allein gelassen.

Seine Mutter ortete sein Handy, als er nicht nach Hause kam.

Die Feuerwehr musste die Eisenstreben absägen, um den Jungen zu befreien. Im Krankenhaus wurden diese von seinen Händen entfernt, jedoch trug der Dreizehnjährige Verletzungen davon.

Nur eine Woche später wurde Fynn erneut angegriffen, als er von der Schule kam: Ihm wurden Schlüssel und Handy geklaut.

Daraufhin wurden ihm Personenschützer zur Seite gestellt: TV-Coach für Gewaltprävention, Carsten Stahl (50), war über Social-Media-Posts auf den Fall aufmerksam geworden und wollte die Familie entsprechend unterstützen.

Ex-Nachbar kommt vors Gericht

Das Problem bei dem Fall ist der Mangel an Beweisen: Die Familie wurde zwischendurch sogar beschuldigt, den Sekundenkleber-Überfall selbst inszeniert zu haben.

Die Mutter von Fynn hatte im vergangenen Jahr Anzeige gegen die Ermittler erhoben. Die Kriminalpolizei hätte die Beweise nicht ausreichend gesichert, was den Fall in die Länge gezogen habe. Beispielsweise wurde das Geschirr des Jack-Russell-Terriers nicht auf Spuren untersucht.

Die Staatsanwaltschaft hat aber entschieden, dass der Tatverdacht gegen den Ex-Nachbarn ausreichend ist. Der Fall soll ab September vor dem Amtsgericht Aschersleben verhandelt werden.

Titelfoto: Screenshot/Facebook/Melanie Pa

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