Gerichtsprozess nach Überfall auf Tankstelle: Angestellte immer noch traumatisiert

Ballenstedt/Magdeburg - Vor einem Jahr überfielen zwei Männer eine Tankstelle in Ballenstedt im Harz (Sachsen-Anhalt) und ließen eine traumatisierte Mitarbeiterin zurück. Am gestrigen Donnerstag begann der Gerichtsprozess.

Im Landgericht Magdeburg werden seit Donnerstag die Zeugen des Überfalls angehört. (Archivbild)
Im Landgericht Magdeburg werden seit Donnerstag die Zeugen des Überfalls angehört. (Archivbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Am 28. Juli vergangenen Jahres schlugen die Tatverdächtigen kurz vor Mitternacht die Eingangstür zur Tankstelle ein.

Ein 32-Jähriger stand draußen Schmiere, während sein 20-jähriger Komplize der Angestellten eine Schreckschusswaffe an den Kopf hielt.

Er verlangte nach Geld und gab einen Warnschuss ab. Beide kamen mit ihrer Beute davon, wurden aber am darauffolgenden 11. August von der Polizei überführt.

Ohne Bewährung! Rechtsextremist Sven Liebich soll in den Knast
Gerichtsprozesse Sachsen-Anhalt Ohne Bewährung! Rechtsextremist Sven Liebich soll in den Knast

Laut Aussage der Männer sei der Überfall eine spontane Idee gewesen, inspiriert von Alkohol und Drogen. Doch bei der heute 62-jährigen Mitarbeiterin hat er tiefe Spuren hinterlassen, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtete.

Im Zeugenstand der Jugendstrafkammer des Landgerichtes Magdeburg berichtete sie am Donnerstag von Albträumen, Schlaflosigkeit und konstanter Angst.

Rückkehr in die Arbeit problematisch für überfallene Mitarbeiterin

Die überfallene 62-Jährige hat eigentlich gerne in der Tankstelle gearbeitet. Die Angst macht ihr nun einen Strich durch die Rechnung. (Symbolbild)
Die überfallene 62-Jährige hat eigentlich gerne in der Tankstelle gearbeitet. Die Angst macht ihr nun einen Strich durch die Rechnung. (Symbolbild)  © andranik2018/123RF

Eigentlich mache der 62-Jährigen die Arbeit in der Tankstelle Spaß. Sie möge vor allem den Kundenkontakt.

Sie wollte in den Job zurückkehren und hat mit der Wiedereingliederung begonnen, doch die Folgen des Überfalls sind größer als gedacht.

Ihr sei das Ausmaß gar nicht bewusst gewesen: Sie habe nun immer Angst, wenn draußen jemand hinter ihr laufe.

Gefangener flüchtet vor Prozess am Amtsgericht - und kommt nicht weit
Gerichtsprozesse Sachsen-Anhalt Gefangener flüchtet vor Prozess am Amtsgericht - und kommt nicht weit

Spät- und Nachtschichten sind nicht mehr möglich, das bezeuge auch ein ärztliches Attest. Da solche Schichten in der Tankstelle aber nötig seien, fürchte sie um ihren Job.

Beide Angeklagte haben sich bei der Angestellten für ihre Taten entschuldigt. Die zwei Männer wurden zwischenzeitlich aus der Untersuchungshaft entlassen.

Die 62-Jährige ist weiterhin in ärztlicher Behandlung. "Mein altes Leben ist vorbei", beklagte sie im Zeugenstand.

Titelfoto: andranik2018/123RF

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Sachsen-Anhalt: