Pläne für Umsturz und Lauterbach-Entführung: Mehrjährige Haftstrafen

Von Mona Wenisch

Koblenz - Im Prozess um Pläne für einen Umsturz in Deutschland und eine Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (62, SPD) sind vier Rädelsführer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Die Angeklagten und ihre Anwälte stehen auf, als das Gericht den Saal betritt: Der Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz endete am heutigen Donnerstag.
Die Angeklagten und ihre Anwälte stehen auf, als das Gericht den Saal betritt: Der Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz endete am heutigen Donnerstag.  © Thomas Frey/dpa

Ein fünfter Angeklagter erhielt vor dem Oberlandesgericht Koblenz eine Strafe von zwei Jahren und zehn Monaten. Er war der einzige der fünf, der zuletzt nicht mehr in Untersuchungshaft gesessen hatte.

Mit den Urteilen endet das am 17. Mai 2023 gestartete Verfahren nach fast zwei Jahren. Auf der Anklagebank saßen vier Männer im Alter von 46 und 58 Jahren sowie eine 77 Jahre alte Frau.

Der Gruppe wurde vorgeworfen, eine Terrorvereinigung mit dem Namen "Vereinte Patrioten" gegründet zu haben oder darin Mitglied gewesen zu sein und ein hochverräterisches Unternehmen gegen den Bund vorbereitet zu haben.

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Die vier Rädelsführer wurden zu Freiheitsstrafen zwischen fünf Jahren und neun Monaten sowie acht Jahren verurteilt.

Einer der Angeklagten ist der aus Brandenburg stammende Sven Birkmann, der mit vollem Namen genannt werden möchte. Bei der angeklagten Frau handelt es sich um eine früher in Mainz tätige Lehrerin, die die Anklage für die "politische Vordenkerin" der Gruppe hält. In dem Prozess hatte sie häufig Verschwörungstheorien aus dem Reichsbürger-Milieu geäußert.

"Vereinte Patrioten" wollten Verfassung des Kaiserreichs von 1871 wieder einführen

Der Angeklagte Sven Birkmann (r) sitzt im Gerichtssaal neben seinem Anwalt Philipp Grass.
Der Angeklagte Sven Birkmann (r) sitzt im Gerichtssaal neben seinem Anwalt Philipp Grass.  © Thomas Frey/dpa

Die Gruppe wollte Deutschland laut Anklage ins Chaos stürzen. Mit Sprengstoffanschlägen sollte demnach die Stromversorgung zerstört, in einer Aktion mit dem Namen "Klabautermann" Gesundheitsminister Karl Lauterbach aus einer Talkshow entführt und seine Personenschützer "ausgeschaltet" werden.

Auch die restlichen Pläne klingen so abstrus wie gefährlich: Laut Anklage wollten sie die Regierung absetzen und in einer konstituierenden Versammlung neue Führungspersonen bestimmen und die Verfassung des Kaiserreichs von 1871 wieder einführen.

Ein Schauspieler sollte als Bundespräsident oder Bundeskanzler im Fernsehen auftreten und die Absetzung der Bundesregierung bekannt geben.

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Ziel der Gruppe soll laut Bundesanwaltschaft die Beseitigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland gewesen sein. Bei der Festnahme der angeklagten Männer spielte ein verdeckter Ermittler eine wichtige Rolle – er hatte einem der Angeklagten Waffen zum Kauf angeboten.

Titelfoto: Thomas Frey/dpa

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