Zwei Jahre nach Prozessbeginn: U-Haft gegen Ex-Fußballer Deniz Naki aufgehoben
Aachen - Fast zwei Jahre nach Prozessbeginn am Aachener Landgericht ist der Untersuchungshaftbefehl gegen den angeklagten früheren Profi-Fußballer Deniz Naki (33) aufgehoben worden. Das bestätigte ein Gerichtssprecher am Montag in Aachen.
Der frühere deutsche U-21-Nationalspieler soll laut Anklage einer der Rädelsführer einer Ortsgruppe der kriminellen Vereinigung Bahoz gewesen sein. Er saß fast drei Jahre in Untersuchungshaft. Die drei anderen Angeklagten sind schon länger auf freiem Fuß.
Das im Juni 2021 begonnene Verfahren dauert bereits 127 Prozesstage und ist damit ungewöhnlich lang. Teils wird an drei Tagen pro Woche verhandelt. Termine gibt es bis in den September hinein. Andere Medien berichteten.
Dem 33-jährigen wird Erpressung, Drogenhandel, gefährliche Körperverletzung, Anstiftung zur Falschaussage und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Sollte er schuldig befunden werden, drohen ihm nach Angaben des Landgerichts mehrere Jahre Haft.
Zur Aufhebung des Haftbefehls erklärte das Gericht, die Untersuchungshaft Nakis dauere schon fast drei Jahre und sei "nicht mehr verhältnismäßig".
In der mit drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzten 10. großen Strafkammer stünden Urlaube und private Termine an. Auch fehle die Verschriftlichung und Übersetzung von 71 Mitschnitten aus der Telefonüberwachung, die einige Zeit dauern werde.
Das Gericht gehe weiter von dringendem Tatverdacht aus.
Fall soll auch den Rechtsausschuss des Landtags beschäftigen
Beweise aus der Telefonüberwachung spielen in dem Prozess eine große Rolle. Die Mitschnitte werden im Gerichtssaal abgespielt und mithilfe eines Dolmetschers aus dem Türkischen kleinteilig übersetzt. Auch Anwälte diskutieren mit bei Übersetzung und Bedeutung einzelner Wörter.
Der Fall soll am Mittwoch auch den Rechtsausschuss des Landtags beschäftigen. Die AfD-Fraktion hat eine Aktuelle Viertelstunde beantragt.
Das Justizministerium solle die Hintergründe der Haftentlassung erläutern.
Titelfoto: Marius Becker/dpa