Überraschendes Urteil! Spediteur vor 21 Jahren entführt - Angeklagter freigesprochen

Bonn - Mehr als 20 Jahre nach der Entführung eines Spediteurs in Troisdorf (55) wurde am Freitag vor dem Bonner Landgericht das Urteil gegen einen 52-Jährigen gefällt: Er wurde überraschend freigesprochen.

Die Staatsanwaltschaft hat fünf Jahre und zehn Monate Haft für den 51-jährigen Angeklagten gefordert, seine Verteidiger plädierten auf Freispruch.
Die Staatsanwaltschaft hat fünf Jahre und zehn Monate Haft für den 51-jährigen Angeklagten gefordert, seine Verteidiger plädierten auf Freispruch.  © David Inderlied/dpa

Weil er zusammen mit drei Komplizen 2003 an der Entführung beteiligt gewesen sein, musste sich der heute 52-Jährige am Freitag wegen erpresserischen Menschenraubs verantworten. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre und zehn Monate Haft gefordert, seine Verteidiger plädierten auf Freispruch.

Die Strafkammer konnte dem Angeklagten jedoch nicht mit Sicherheit nachweisen, dass er vor knapp 21 Jahren an der Entführung des Spediteurs beteiligt war.

Wegen der Tat waren zwei mutmaßliche Komplizen des Angeklagten 2004 und 2006 vom Landgericht zu fünf beziehungsweise sieben Jahren Haft verurteilt worden. Gegen den dritten Mittäter hatte die deutsche Justiz das Verfahren eingestellt, da dieser damals in den Niederlanden wegen anderer Verbrechen für acht Jahre ins Gefängnis musste.

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Gegen die drei Männer liefen damals polizeiliche Ermittlungen, weil sie im Verdacht standen, in Autoschiebereien, Schutzgelderpressungen und Prostitution verwickelt zu sein. Daher wurden ihre Telefone abgehört.

Angeklagter lebte fast 20 Jahre unentdeckt unter falschem Namen

Das Landgericht Bonn konnte dem Angeklagten eine Beteiligung an der Entführung des Spediteurs nicht zweifelsfrei nachweisen.
Das Landgericht Bonn konnte dem Angeklagten eine Beteiligung an der Entführung des Spediteurs nicht zweifelsfrei nachweisen.  © Oliver Berg/dpa

Am Abend des 7. September 2003 zwangen sie den Spediteur mit einer Waffe zu einer Autofahrt ins Bergische Land und bedrohten ihn unterwegs. Der Mann bot ihnen 10.000 Euro für seine Freilassung an, die er sich von einem Bekannten holte, während die Entführer auf ihn warteten. Das Geld teilte das Trio dann unter sich auf.

Während der Autofahrt gab es ein Telefongespräch zwischen dem nun angeklagten 52-Jährigen und dem Opfer. Der Inhalt ist aber nicht bekannt, die Kammer konnte das Gespräch nicht als Beweismittel nutzen.

Der 52-Jährige war im Zuge der Ermittlungen in Verdacht geraten und hatte im Sommer 2005 rund drei Wochen in Untersuchungshaft verbracht. Danach tauchte er 18 Jahre lang unter und lebte unter anderem Namen in Troisdorf (Rhein-Sieg-Kreis). Nachdem er sich von seiner Freundin getrennt hatte, zeigte sie ihn aus Rache an. Am 13. April 2023 wurde der Mann erneut verhaftet.

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Nach dem Freispruch ordnete das Gericht am Freitag eine sofortige Haftentlassung an. Der Mann muss für die zweimalige Untersuchungshaft entschädigt werden. Es wurde aber nicht ausgeschlossen, dass die Staatsanwaltschaft das Urteil anfechten und in Revision gehen wird. Zusammen mit drei Komplizen soll er 2003 an der Entführung beteiligt gewesen sein.

Erstmeldung, 22. März, 05.39 Uhr; Update, 22. März, 17.21 Uhr.

Titelfoto: David Inderlied/dpa

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