Senior legt Feuer-Hölle in eigener Bude: "Aber es ist ja Gott sei Dank nix passiert"
Düsseldorf - Im Prozess um einen 24-fachen Mordversuch in Düsseldorf hat ein Rentner (65) gestanden, aus Angst vor einer tyrannischen Nachbarin Feuer gelegt zu haben.
Das ließ der 65 Jahre alte Angeklagte am Mittwoch über seinen Anwalt erklären. Dass dabei Menschen gefährdet würden, sei ihm bewusst gewesen. "Aber es ist ja Gott sei Dank nix passiert."
Bei dem Brand war ein Düsseldorfer Mehrfamilienhaus vorübergehend unbewohnbar geworden.
Die Nachbarin habe ihn wiederholt bedroht, beraubt und geschlagen, erklärte der Angeklagte. Auch vor der Tat habe sie ihn massiv unter Druck gesetzt: "Sie kam mit zwei Unbekannten in meine Wohnung und hat 200 Euro von mir gefordert. Das Geld sollte ich irgendwie besorgen."
Er habe Todesangst gehabt und keinen anderen Ausweg gesehen, als die Wohnung anzuzünden. Er habe "einen Spiralkocher genommen, aufs Bett gestellt und Klamotten draufgelegt. Dann bin ich in den Volksgarten gegangen."
Auf Nachfrage des Richters, warum er nicht abgehauen sei, ohne Feuer zu legen, sagte der 65-Jährige, auf die Idee sei er nicht gekommen.
Angeklagter stellte sich nach Tat selbst der Polizei
Mit der Brandstiftung habe der Angeklagte, dessen Rente durch Sozialleistungen aufgestockt werde, billigend in Kauf genommen, dass die zur Tatzeit 24 Menschen im Haus sterben könnten, argumentiert die Staatsanwaltschaft.
Außerdem habe der Angeklagte gewusst, dass sein Nachbar im ersten Stock aufgrund einer schweren Lungenerkrankung nicht im Stande sein würde, sich selbst zu retten. Das bestritt der 65-Jährige: Von dem Schwerkranken habe er nichts gewusst.
Der Rentner hatte sich nach der Tat am 22. Juli vergangenen Jahres auf einer Polizeiwache gestellt und zugegeben, den Brand vorsätzlich gelegt zu haben. Für den Prozess sind bis zum 25. Januar vier Verhandlungstage angesetzt.
Erstmeldung vom 10. Januar, 5.43 Uhr; zuletzt aktualisiert: 16.10 Uhr.
Titelfoto: Patrick Schüller