Polizeikontrolle läuft aus dem Ruder: Beamter schlägt Scheibe ein und tritt Autofahrer

Von Ulrike Hofsähs

Aachen - Mehr als drei Jahre nach einer von Gewalt begleiteten Verkehrskontrolle eines Autofahrers (55) steht ein Polizeibeamter wegen Körperverletzung im Amt in Aachen vor Gericht.

In Aachen muss sich ein Polizist (40) wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht verantworten.
In Aachen muss sich ein Polizist (40) wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht verantworten.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Der 40-Jährige soll in seiner Freizeit die Überprüfung eines Autofahrers veranlasst haben, der seines Wissens keinen Führerschein mehr hatte. Zwischen dem Polizisten und dem 55 Jahre alten Geschädigten gibt es seit Jahren privaten Streit, der bereits Gerichte beschäftigte.

Bei dem Einsatz mit zwei herbeigerufenen Polizeibeamten und dem Angeklagten in Alsdorf bei Aachen hatte sich der 55-Jährige in seinem Wagen verbarrikadiert. Er weigerte sich wegen der Anwesenheit des 40-Jährigen auszusteigen. Der Angeklagte gab zu Prozessbeginn zu, um eine Flucht zu verhindern, habe er alle Reifen des Wagens zerstochen.

Außerdem soll er mit einem Einsatzschlagstock das Fenster der Fahrertür eingeschlagen, Reizgas in den Wagen gesprüht und den Fahrer getreten haben.

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Der Mann konnte allerdings nicht aus dem Wagen gezogen werden, da er sich mit den Armen in das Lenkrad und mit den Füßen unter die Pedale verkeilt hatte. Erst als eine Polizistin zufällig vorbeikam, beruhigte sich die Lage.

Ein Rettungswagen wurde gerufen, der Geschädigte verließ das Auto.

Polizist soll 55-Jährigen immer wieder dienstlich überprüft haben

Zwischen dem angeklagten Polizisten (40), der die Verkehrskontrolle veranlasst hatte, und dem Geschädigten (55) herrscht seit Jahren privater Streit. (Symbolbild)
Zwischen dem angeklagten Polizisten (40), der die Verkehrskontrolle veranlasst hatte, und dem Geschädigten (55) herrscht seit Jahren privater Streit. (Symbolbild)  © 123RF/kzenon

Der angeklagte Polizist beschrieb, der Mann habe sich damals "erkennbar schauspielerisch" aus dem Wagen herausfallen lassen. Er stellte die Ereignisse dem Gericht in einer über 20 Minuten langen Erklärung dar. Wäre der 55-Jährige wie verlangt ausgestiegen, "wäre nichts passiert", sagte er über den Einsatz im September 2021.

Dem Polizisten wird auch vorgeworfen, er habe wahrheitswidrig behauptet, dass es in der Vergangenheit bei einer ähnlichen Kontrolle des Geschädigten zu einer langen Verfolgungsfahrt gekommen sei.

Außerdem soll er den 55-Jährigen immer wieder dienstlich überprüft haben. Dem Gericht sagte der Angeklagte, er habe ein Stalking-Protokoll angefertigt. Die Zahl der Anfragen zu dem Geschädigten erklärte er mit der Häufigkeit der Unterbrechungen bei der Arbeit.

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Für den Prozess am Landgericht sind fünf weitere Verhandlungstage geplant. Im Fall einer Verurteilung im Sinn der Anklage droht dem Angeklagten eine mehrjährige Freiheitsstrafe.

Titelfoto: 123RF/kzenon

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