Vergiftete Pausenbrote: So schwer leiden die Opfer jetzt
Bielefeld - Im Prozess um vergiftete Pausenbrote haben am Montag zwei Nebenkläger über ihren jahrelangen rätselhaften körperlichen Verfall berichtet (TAG24 berichtete).
Die heute 27 und 67 Jahre alten Kollegen des Angeklagten Klaus O. sagten in dem Verfahren am Landgericht Bielefeld als Zeugen aus, wie sie über Jahre immer wieder ins Krankenhaus kamen, die Ärzte aber lange keine Ursache für ihre Leiden fanden. Heute sind beide schwer nierenkrank.
Beide berichteten, dass in ihren Wasserflaschen auffällige Schwebeteilchen gewesen seien. Der Jüngere, Simon Radtke, schilderte, wie er immer wieder auffällige Schmutzpartikel und Pulver auf seinen Pausenbroten in dem Betrieb in Schloß Holte-Stukenbrock fand, wo er im Sommer 2012 seine Lehre beendet hatte.
Anschließend arbeitete er als Industriemechaniker in einer Schicht mit Peiniger Klaus O. und ebenfalls Opfer von Vergiftungen, Udo B. "Das Verhältnis zum Kollegen Udo B. war immer gut, verständnisvoll. Jeder Versuch, Klaus O. näher zu kommen, scheiterte. Er grüßte nicht einmal", so Radtke.
"Heute bereue ich das sehr"
Als Simon Radtke im Sommer 2016 die Rückstände in seiner Wasserflasche feststellte, habe er zwar überlegt, die Polizei einzuschalten. Er hatte aber Angst, sich zu blamieren. "Heute bereue ich das sehr", sagte der gelernte Industriemechaniker.
2017 wurde der Nierenschaden festgestellt. 2018 ging er dann zur Polizei. Radtke wurde immer schwächer, die Nierenfunktion liegt nur noch bei 22 Prozent.
Ein drittes Opfer liegt mit schweren Hirnschäden seit Jahren im Wachkoma und ist ein Pflegefall.
Die Anklage wirft dem 57-jährigen Klaus O., der schlussendlich durch eine Videokamera überführt werden konnte, versuchten Mord sowie schwere und gefährliche Körperverletzung vor. Bislang äußerte sich der Deutsche nicht zu den Vorwürfen.
Als Motiv vermutet die Staatsanwaltschaft, dass der Angeklagte den körperlichen Verfall der Kollegen über Jahre beobachten wollte.