Behindertes Kind ertrinkt im Schwimmkurs weil die Mutter nicht aufpassen durfte
Bad Oeynhausen – In einem Schwimmkurs ist im Januar 2018 ein sechsjähriger Junge ertrunken (TAG24 berichtete). Die Mutter des Kindes erhebt nun schwere Vorwürfe.
Obwohl ein Schwimmlehrer und ein Bademeister anwesend waren, starb das Kind aus dem Kalletal vor rund einem Jahr in dem Kurs für Anfänger.
Ab dem 1. Februar wird der Fall vor dem Amtsgericht verhandelt. Wie die Neue Westfälische mitteilte, vertritt Rechtsanwalt Detlev Binder die Mutter des toten Jungen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadtwerke Bad Oeynhausen.
So habe die Frau mehrfach gebeten, während des Kurses am Beckenrand bleiben zu dürfen, weil ihr Kind behindert war und besonderer Betreuung bedurfte. Dies wurde jedoch nicht gestattet.
Als der Schwimmlehrer den kleinen Jungen während der Schwimmstunde leblos auf dem Beckenboden fand, leitete er sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein und alarmierte den Notarzt (TAG24 berichtete). Im Krankenhaus starb der sechsjährige.
Auf Antrag von Binder wird nun erneut gegen den Schwimmmeister der Stadtwerke Bad Oeynhausen ermittelt, nachdem die Ermittlungen im Sommer 2018 zunächst eingestellt wurden (TAG24 berichtete).
Auch die Organisation der Schwimmkurse ist ins Visier der Ermittler geraten. Bei der Anmeldung zum Kurs habe die Mutter laut Binder bereits schriftliche Angaben zur gesundheitlichen Beeinträchtigung ihres Kindes gemacht.
"Ein Unglück war vorprogrammiert"
Zudem merkte der Rechtsanwalt an, dass 20 bis 50 Prozent mehr Kinder als vorgesehen an dem Schwimmkurs teilgenommen hatten. "Und dann kommt noch ein behindertes Kind dazu, das besonders betreuungsintensiv ist."
Der Schwimmlehrer sei mit allen zwölf Kindern gleichzeitig im Wasser gewesen. "Das geht nicht. Und dann ist der Schwimmmeister auch noch im Technikraum verschwunden. Da ist ein Unglück im Grunde vorprogrammiert."
Wie viele Betreuer bei wie vielen Kindern während eines Schwimmkurses anwesend sein müssen, ist bundesweit nicht vorgeschrieben. Am Beckenrand stehende Eltern werden in der Regel nicht geduldet, da sie die Kinder von ihrem Lernerfolg ablenken.
Laut Pressesprecher Rüdiger Ernst wollen sich die Stadtwerke Bad Oeynhausen im Hinblick auf die laufenden Verfahren weder zu den Vorwürfen, noch zur Organisation der Schwimmkurse äußern.
Im Hallenbad Rehme werden weiterhin Anfängerkurse für Kinder angeboten, allerdings wurde das Alter der Teilnehmer angehoben. Die Kurse sind nun nicht mehr für vier- bis sechsjährige, sondern für Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren.