Wirecard: Meilenstein im Mammut-Prozess! Ex-Chefbuchhalter will Schweigen brechen

München - Seit Jahren versucht das Münchner Landgericht in einem Mammutprozess, den Wirecard-Skandal aufzuklären. Bislang steht Aussage gegen Aussage. Doch nun will der seit Prozessbeginn im Dezember 2022 schweigsame dritte Angeklagte E. am 17. Juli erstmals zu den Anklagevorwürfen aussagen.

Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun (55) bestreitet die Vorwürfe bis heute.
Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun (55) bestreitet die Vorwürfe bis heute.  © Peter Kneffel/dpa

Diesen Termin nannte der Vorsitzende Richter Markus Födisch zu Beginn des 134. Prozesstags. Der ehemalige Chefbuchhalter des 2020 kollabierten Konzerns hatte zum Prozessauftakt seine Personalien bestätigt, ansonsten aber im bisherigen Verlauf des Mammutverfahrens kein Wort zur Sache gesagt.

Die IV. Strafkammer des Münchner Landgerichts unter Födischs Leitung hat E. im Gegenzug für ein Geständnis eine Haftstrafe zwischen sechs und acht Jahren in Aussicht gestellt.

Ob der frühere Chefbuchhalter in seiner Stellungnahme Anklagevorwürfe einräumen oder zurückweisen will, ist noch nicht klar. "Unser Mandant hat sich dafür entschieden, zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen", sagte Verteidigerin Sabine Stetter.

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E. werde "seine Sicht der Dinge" schildern und sei bereit, Fragen des Gerichts und der übrigen Verfahrensbeteiligten zu beantworten.

Wirecard-Prozess: Bisher stand Aussage gegen Aussage

Der Mitangeklagte im Wirecard-Prozess, Oliver Bellenhaus (50), hat den Großteil der Anklagevorwürfe eingeräumt.
Der Mitangeklagte im Wirecard-Prozess, Oliver Bellenhaus (50), hat den Großteil der Anklagevorwürfe eingeräumt.  © Sven Hoppe/dpa

Hauptanklagepunkt gegen E., den früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun (55) und den bis 2020 in Dubai für Wirecard tätigen Manager Oliver Bellenhaus (50) ist gewerbsmäßiger Bandenbetrug: Die drei sollen gemeinsam mit etlichen Komplizen Milliardenumsätze erfunden haben, um ihr eigentlich defizitäres Unternehmen über Wasser zu halten.

Den Betrugsschaden beziffert die Münchner Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage auf gut drei Milliarden Euro.

Bisher stand im Prozess Aussage gegen Aussage: Der seit vier Jahren in Untersuchungshaft sitzende Braun als Hauptangeklagter weist sämtliche Vorwürfe zurück. Bellenhaus hingegen hat den Großteil der Anklagevorwürfe eingeräumt.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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